32-Stunden-Woche: 6 Argumente gegen Bablers Populismus

Fragt man die Österreicher, ob sie eine 32-Stunden-Woche wollen, dann würden sich bestimmt viele von ihnen grundsätzlich für diese Idee erwärmen können. Mehr Freizeit und mehr Privatleben anstelle von mehr Arbeit erscheinen auf ersten Blick sehr verlockend. Ob das wirtschaftlich realistisch wäre und welche Folgen diese Politik mit sich brächte, ist natürlich eine andere Frage. Diese Frage müssten eigentlich die Initiatoren der Idee beantworten. Von Andi Babler kommt dazu aber interessanterweise relativ wenig und wenn, dann vor allem Polit-Floskeln. O-Ton: Irgendwelche Ökonomen haben das durchgerechnet und das passe dann schon. Außerdem sei laut Gewerkschaft seit 1970 die Arbeitsproduktivität so gestiegen, dass alles problemlos finanzierbar sei.

Aktuell hat jedoch kein Land der Welt eine 32-Stunden-Woche und dafür gibt es durchaus sehr gute Gründe. Gründe, die wir uns in diesem Artikel nun anschauen werden, um dem Babler-Populismus einige harte Fakten entgegenzusetzen. Um den Rahmen nicht zu sprengen werden wir uns hier auf 6 Argumente fokussieren !

Argument 1: Weltweiter Wettbewerb

Anders als in den 1970ern, wo Österreich die 40-h-Woche NACH Deutschland und den USA und vielen anderen westlichen Ländern einführte, wären wir hier nun Vorreiter und damit im internationalen Wettbewerb einseitig im Nachteil. Anders als in den 1970ern besteht die Weltwirtschaft heute nämlich nicht nur aus Europa und den USA, auch Länder wie China, Indien, Brasilien, Indonesien et cetera rittern in globaler Konkurrenz um Marktanteile, Firmenstandorte und gute Unternehmensbedingungen. Verordnete Österreich der Privatwirtschaft also eine derartige Arbeitsverkürzung, würde dies definitiv unsere Produktivität absenken, die Konkurrenz im Ausland noch billiger und wettbewerbsfähiger machen und dann summa sumarum zu wirtschaftlichen Nachteilen für Österreich führen!

Argument 2: Produktivitätsgewinn wurde bereits verteilt

Wie Babler und die Gewerkschaft vorrechnen, ist die Produktivität in Österreich seit 1970 massiv gestiegen. Es ist aber nicht so, dass die Arbeitnehmer in all dieser Zeit nicht von den Produktivitätsgewinnen profitiert hätten: Die Gehaltsverhandlungen der Sozialpartner haben verbunden mit der Produktivitätsentwicklung stets auch höhere Gehälter für die Arbeitnehmer hervorgebracht. Arbeitnehmer haben also finanziell durchaus von ihrer Produktivitätssteigerung profitieren können. Fazit: Der „Produktivitätskuchen“ ist größtenteils also längst verteilt worden.

Argument 3: Arbeitskräftemangel

Die 32-Stunden-Woche für alle einzuführen, würde den Arbeitskräftebedarf Österreichs in den meisten Branchen massiv erhöhen. Ausgenommen wären zwar vielleicht jene Bereiche, in denen Mechanisierung und Digitalisierung ohnehin Einsparungen an Personal mit sich bringen würden, aber auch diese würden dann wohl vorgezogen werden . Das alles würde in einer wirtschaftlichen Phase geschehen, in der wir gegenwärtig ohnehin einen starken Arbeitskräftemangel erleben. Ganz deutlich zu sehen ist das ja in den Spitälern, wo nicht nur Ärzte massiv fehlen, sondern auch Personal für die Betreuung von Kranken, also Pflegerinnen und Pfleger. Würden wir also die Arbeitszeit zu rasch und zu stark reduzieren, dann würden viele Bereiche der Wirtschaft , so wie das eben erwähnte Gesundheitssystem, mit massiven Personalengpässen zu kämpfen haben. Woher die bis zu 1 Million zusätzlich benötigten qualifizierten Arbeitskräfte kommen sollten, könnte heute auch noch niemand seriös beantworten!

Argument 4: Wirtschaftliche Belastung für Unternehmen

Ein zentraler Aspekt, der gegen die Einführung einer verkürzten Arbeitswoche spricht, ist die sehr starke wirtschaftliche Belastung für Unternehmen. Die Produktivität der meisten Unternehmen hängt ja in der Regel maßgeblich von der Arbeitszeit seiner Mitarbeiter ab. Im Service und Dienstleistungsbereich ganz direkt, in anderen Bereichen, wie zum Beispiel den Bürojobs, zumindest indirekt. Durch eine Reduzierung der Arbeitsstunden würden in der Regel auch weniger Leistungen erbracht werden, was letztendlich unweigerlich zu geringeren Erträgen und Gewinnen führen würde. Unternehmen müssten dann entweder ihre Preise erhöhen, um den Verlust auszugleichen oder Jobs abbauen, um weiter die Kosten zu reduzieren. Das wiederum würde in einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage resultieren und langfristig Arbeitsplätze gefährden.

Argument 5: Weniger Arbeiten aber gleiches Gehalt ist unrealistisch

Des Weiteren wäre eine 32-Stunden-Woche auch für die Arbeitnehmer selbst nicht unbedingt immer vorteilhaft. Zwar würde sich ihre Freizeit erhöhen, ihr Gehalt aber würde wohl entsprechend gekürzt werden müssen. Abseits des öffentlichen Dienstes in der Privatwirtschaft müssen nämlich viele Unternehmen durchaus kalkulieren, wie sie ihre Arbeitskräfte optimal einsetzen. Wenn nun etwa ein Dienstleistungsunternehmen mehr Mitarbeiter einstellen muss, um die ausgefallenen Stunden zu ersetzen, dann wird es ihnen nicht das gleiche Gehalt wie davor auszahlen können. Ansonsten müssten die Preise für Kunden soweit erhöht werden, bis eine höhere Inflation das Gehalt in der ganzen Volkswirtschaft real so weit absenkt, dass die Relation wieder wirtschaftlich funktioniert. Viele Menschen sind jedoch auf ein bestimmtes Einkommensniveau angewiesen, um ihren Lebensstandard zu halten und finanzielle Verpflichtungen erfüllen zu können. Eine Reduktion des Gehalts könnte hier also zu finanziellen Engpässen führen und so die Lebensqualität der Menschen insgesamt beeinträchtigen.

Argument 6: Flexibilität

Ein weiteres Problem besteht in der fehlenden Flexibilität. In vielen Branchen und Berufen gibt es Spitzenzeiten, in denen besonders viel Arbeit anfällt. Eine verkürzte Arbeitswoche würde es schwieriger machen, diese Spitzen abzufangen und die Arbeit effizient zu bewältigen. Unternehmen müssten dann wiederum zusätzliches Personal einstellen, um diese Engpässe überbrücken zu können, was wiederum zu höheren Kosten führen würde, oder sie müssten ihre Mitarbeiter mit mehr Überstunden beanspruchen und diese damit unzweifelhaft höherem Stress aussetzen. Mehr Urlaub und mehr Homeoffice würden hier im Gegensatz dazu weitaus mehr Flexibilität für Unternehmen wie Mitarbeiter erlauben als eine pauschale Reduktion der Arbeitszeit.

Fazit

Wie die dargelegten Punkte demonstrieren, wäre es aktuell ein wirtschaftlichen Vabanque-Spiel einseitig eine 32-Stunden-Woche einzuführen, nur weil ein linker Populist wie Andi Babler unbedingt eine Nationalratswahl gewinnen möchte. Babler hat sich seine Forderung ganz offensichtlich nicht gut durchdacht. Auch Parteikollegen Bablers, wie Hans-Peter Doskozil zum Beispiel, haben sich deshalb nach reiflicher Überlegung dagegen ausgesprochen. Über eine Arbeitszeitverkürzung auf 36 Stunden abgestimmt haben übrigens die basisdemokratischen Schweizer mit dem folgenden Resultat:

In keinem Kanton fand die Verkürzung der Arbeitszeit eine Mehrheit. 75% der Stimmenden verwarfen die 36-Stunden-Initiative des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB): Das definitive Schlussresultat der Bundeskanzlei ergab 2.021.078 Nein (74,7%) gegen 685.002 Ja (25,3%), bei einer Stimmbeteiligung von 57,5 %.

https://www.swissinfo.ch/ger/arbeitszeit-initiative-deutlich-abgelehnt/2576516

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine 32-Stunden-Woche zwar auf den ersten Blick für Arbeitnehmer attraktiv erscheint, bei genauerer Betrachtung aber viele Nachteile offenbart. Die wirtschaftliche Belastung für Unternehmen (die im globalen Wettbewerb stehen), die finanziellen Auswirkungen auf Arbeitnehmer, die Gefahr der Arbeitsverdichtung und die fehlende Flexibilität sind alles Aspekte, die gegen eine solche Arbeitszeitverkürzung sprechen. Statt einer pauschalen Reduzierung der Arbeitszeit sollten vielmehr flexible Arbeitsmodelle und Maßnahmen zur Verbesserung der Work-Life-Balance in Betracht gezogen werden, um den Bedürfnissen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gerecht zu werden.

Würde sich die SPÖ irgendwann mit einem Kompromiss zur 32-Stunden-Woche teilweise durchsetzen, dann käme politisch am Ende wohl ein Doskozil-Burgenland-Mindestlohn-Szenario heraus. Lediglich der öffentliche Dienst im Einflussbereich der Politik würde dann wohl von der 32-Stunden-Woche profitieren, während die Menschen in der Privatwirtschaft weiterhin 40h arbeiten müssten. Woher dann aber im öffentlichen Bereich die zusätzlichen Ärzte, Krankenschwestern, Polizisten et cetera kommen sollten, ist noch lange nicht geklärt.

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Links & Quellen

https://www.oegb.at/themen/arbeitsrecht/arbeitszeit/32-stunden-woche-bei-gleichem-gehalt-

https://www.profil.at/umfrage-mehrheit-fuer-32-stunden-woche/402421250

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