
Israel attackiert mit amerikanischer Hilfe und amerikanischem Segen den Iran präventiv, nachdem dieser von seinem Nuklearwaffenprogramm nicht abrücken will. Die Kombination von Vernichtungsdrohung gegen Israel seit dem Jahr 1979 mit der baldigen Perspektive für Atomwaffen in der Hand von radikalen Islamisten, konnte und wollte Israel am Ende sicherheitspolitisch nicht mehr akzeptieren. Während die USA mit Druck und Verhandlungen bisher eher den „Good Cop“ spielten, übernahm Israels Premier Netanyahu jene des „Bad Cop“. Nachdem eine 60-Tagesfrist von US-Präsident Trump an den Iran für ein Verhandlungsergebnis am 12. Juni erfolglos verstrichen war und der Iran selbstbewusst verbal weiter mit dem Feuer spielte, begann Israel am 13. Juni seinen Präventivschlag. Während Israel das iranische Regime nun weiterhin sturmreif bombardiert, erhöhen die USA stetig den Druck auf Teheran und drohen mit einer eigenen Kriegsteilnahme und damit einer Eskalation.
Der bewaffnete Konflikt zwischen Israel und dem Iran schwelt seit dem 7. Oktober 2023 vor sich hin, als die vom Iran finanzierte und ausgerüstete Terrormiliz Hamas Israel attackierte und dabei über 1000 Israelis tötete. Der Angriff der Hamas und dann der Gegenschlag Israels, der Kriegseintritt der Hisbollah-Miliz und der israelische Gegenschlag, sowie der Raketenkrieg der Houthis folgten diesen Entwicklungen. Israel geriet in eine Eskalationsspirale, während es sein völkerrechtlich völlig legitimes Recht auf Selbstverteidigung in Anspruch nahm. Der Iran kämpft also seit 2 Jahren indirekt über „seine“ Milizen gegen Israel und muss nun seit dem 13. Juni 2025 erstmals erleben, wie ein wirklicher Krieg auf seinem Territorium aussieht. Israel dagegen hat seit Jahren bereits einige tausende iranische Raketen und Drohnen abfangen müssen, welche Hamas, Hisbollah oder seit 2025 der Iran selbst gen Israel geschossen haben. Die Israelis waren auf diesen Konflikt wohl deshalb auch weit besser vorbereitet als der Iran, was die rasche Niederkämpfung von Luftwaffe und Luftabwehr des Iran dokumentiert.
In diesem Artikel möchten wir nun aber diskutieren, warum dieser Krieg für den Westen – also für Europa und die USA – abgesehen von Israel Sinn machen könnte! Wir wollen aber auch erörtern, wann das eben nicht der Fall sein könnte! Für den Irankrieg gibt es nämlich gute Pro- aber auch Kontra-Argumente.

Pro: Niemand will eine iranische Atombombe
Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle
Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz, zitiert nach https://www.zeit.de/politik/2025-06/friedrich-merz-drecksarbeit-israel-iran-g7
Laut diversen internen und inoffiziellen Berichten aus dem Nahen Osten sind die arabischen Eliten am Golf in den Emiraten oder Saudi Arabien ziemlich erfreut über Israels Angriff gegen den Iran. Offiziell können sie das wegen des Israel-Hasses vieler Muslime natürlich nicht äußern, aber intern sieht man die Zurückdrängung der expansiven schiitischen Iraner positiv. Europa und die USA wiederum haben kein Interesse an einem atomaren Wettrüsten im Nahen Osten. Der saudische Kronprinz bin Salman hat nämlich längst mehrmals angekündigt, sofort eine eigene Atomwaffe zu besorgen, sobald der Iran eine besitzen sollte. Die Folge wäre dann ein nukleares Wettrüsten, bei dem auch die Emirate, Ägypten oder die Türkei mitmischen könnten. Diese Staaten müssten sonst nämlich einen politischen Bedeutungsverlust in Kauf nehmen, würde sich der Iran mit seinen Milizen und mit Atomwaffen in der Hinterhand militärisch aufspielen.
Wir sind besorgt über jedes Land, dass nach Atomwaffen strebt. Das ist ein schlechter Zug, weil man sie nicht einsetzen kann. Die Welt darf kein zweites Hiroshima erleben. Wenn der Iran sich allerdings eine Atomwaffe besorgt, dann muss Saudi Arabien auch eine besitzen. Aufgrund der Sicherheitsfrage und der Frage der Machtbalance im Nahen Osten.
Saudischer Kronprinz Mohammed bin Salman, Quelle: https://www.youtube.com/shorts/xQnFXD_SQ4k
Dieser Iran-Krieg verhindert also eine nukleare Aufrüstung eines äußerst radikalen Regimes, das nicht nur Israel militärisch bedroht, sondern auch den Frieden in der ganzen Region. Dem Iran wird wohl unter anderem deshalb auch niemand militärisch oder politisch zu Hilfe kommen, denn das Regime von Ayatollah Khamenei ist in der Vergangenheit in der eigenen Region nicht gerade freundlich aufgetreten. Die sunnitischen Araber beklagen nämlich die iranische Besatzung von gleich 4 arabischen Ländern durch iranisch finanzierte Milizen, Geheimdienstoffiziere und Terrorarmeen. Betroffen waren hier der Libanon (Hisbollah), Syrien (Assad-Regime + schiitische Milizen aus dem ganzen Nahen Osten), der Irak sowie der Jemen (Huthis). Diese Milizen haben sich dann teils Kämpfe mit den USA, Saudi Arabien, Israel, den Emiraten und europäischen Staaten geliefert und etwa westliche Schiffe im Roten Meer attackiert sowie Bürger westlicher Staaten in Israel entführt und ermordet (am 7. Oktober 2023).
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Pro: Regimechange im Iran Richtung Westen
Es gibt wohl kein Volk im Nahen Osten welches so wenig religiös, so offen für Fortschritt und westliche Werte wäre, wie es das iranische Volk ist. Leider wird dieses aber seit 1979 von einer islamistischen Diktatur brutal mit Mord, staatlicher Gewalt und massiver Unterdrückung niedergehalten. Regelmäßige Rebellionen des unzufriedenen Volkes werden blutig niedergeschlagen – zuletzt war das 2022 der Fall. Das Volk ist ohne Waffen gegen die Gewalt des Regimes nämlich weitgehend machtlos. Schon in den 1980ern säuberten die Islamisten Khomeinis mit Massenmorden und Vertreibungen den Iran von jedweden oppositionellen Elementen. Der Preis für die religiöse Diktatur ist ein wirtschaftlicher Verfall des einst reichen Landes. Die regierenden Ayatollahs haben mit ihrem religiösen Hass und Eifer das Land ins politische und wirtschaftliche Desaster geführt und verfügen 2025 laut Politologen nur mehr über einen Rückhalt von 10-20% der Bevölkerung.
Wer sich nun fragt, wieso sich die Unzufriedenheit in der iranischen „islamischen Demokratie“ nicht stärker politisch manifestiert, der muss sich nur das Wahlsystem ansehen. Die politischen Kandidaten müssen vor Wahlen von einem „Wächterrat“ des Regimes erst genehmigt werden, was in der Folge bedeutet, dass nur regimenahe Personen bei Wahlen antreten können. Auf Österreich umgelegt sähe das etwa so aus, dass die herrschende Partei ihre Parteimitglieder einfach gegeneinander nominieren würde. Da würde dann ein ÖAABler gegen einen Wirtschaftsbündler antreten – angenommen die ÖVP wäre an der Macht. Ideologisch ändern würde sich nach solchen „Wahlen“ wenig, da ja das handelnde Regime stets gleich bliebe. Nur die Spitzen würden regelmäßig für die Optik ausgetauscht.
An der Macht hält sich das iranische Regime mit seinem Geheimdienst, mit der Religionspolizei, eigenen Schlägermilizen (den Basidsch) sowie mit Hilfe der Armee und natürlich der Revolutionsgarde, einer islamistischen Reservearmee. Letztere kann man etwa mit der SS vergleichen, die im Dritten Reich auch mit der Wehrmacht in einen gewissen Wettstreit trat. Wie einst die SS kontrollieren die Revolutionsgarden ein eigenes Wirtschaftsimperium im Iran, das Geld und Jobs an brave Günstlinge verteilen kann.

Kontra: Kriegsdauer nicht abschätzbar
Dieser Konflikt mag in der Luft längst vorentschieden sein und auch die Atomanlagen könnten bei einem Eingreifen der USA großteils zerstört werden, aber fraglich ist hier, wie lange sich das Regime dennoch an der Macht halten könnte. Weder Israel noch die USA würden nach den negativen Erfahrungen im Irak und in Afghanistan großflächig Bodentruppen einsetzen, weshalb man letztlich auf die wenig organisierte iranische Opposition und den Sturz des Regimes durch das Volk vertrauen müsste – auf einen DDR-Moment quasi, wo das unzufriedene Volk die religiösen Eliten von der Macht vertreibt. Der Zeitrahmen hierzu ist hier aber nicht seriös abschätzbar: Das Regime kann in 48 Stunden nach den US-Angriffen zusammenbrechen oder aber auch monatelang weiterkämpfen, wobei letzteres schon eher unwahrscheinlich ist, da die Wirtschaft des Iran stark von seinen Ölexporten abhängt. Hier könnten die USA also einen Hebel ansetzen. Diese unsichere Perspektive eines längeren und teuren Krieges in Nahost hat Donald Trump allerdings wohl bisher davon abgehalten, hier einzugreifen.

Kontra: Der Iran wird zum zerfallenden Vielvölkerstaat
Der Iran besteht eigentlich nur zu weniger als der Hälfte aus dem eigentlichen Staatsvolk der Perser, während ethnische Minderheiten die Mehrheit der Bevölkerung stellen. Der Vielvölkerstaat, der bisher oft mit Gewalt zusammengehalten wurde, könnte im Zuge eines Regimekollapses also in mehrere ethnische Teilstaaten zerfallen. Den Westen des Iran würden sich Kurden, Aserbaidschaner und andere Minderheiten aufteilen, während Araber im ölreichen Süden lebten. Im Nordosten dominieren die Völker Zentralasiens wie die Turkmenen, während im Südosten die Belutschen vom eigenen Staat träumen. Alleine an der Küste des kaspischen Meers leben wiederum Völker, von denen die Mehrheit der Europäer noch nie etwas gehört hat: Talischen, Gilaker und Mazandaraner, um nur die größeren zu nennen. Diese drei Völker im Norden machen alleine rund 11% der Bevölkerung des Irans aus.
Aserbaidschan und sein Bruderstaat die Türkei hätten politisch wohl große Lust, die rund 25% der Bevölkerung stellenden iranischen Aserbaidschaner und deren Siedlungsgebiet in ihren Einflussbereich zu bringen. Im Iran leben kurioserweise weit mehr Aserbaidschaner als im „Mutterland“ Aserbaidschan selbst. Den Kurden wiederum würde aber wohl niemand im Nahen Osten – wieder einmal – einen eigenen iranischen Kurdenstaat gönnen, obwohl auch sie im Iran um die 10% der Bevölkerung mit circa 10 Millionen Menschen stellen. Militärisch haben sich die Kurden aber auch im Iran in der Vergangenheit regelmäßig gegen die Zentralregierung in Teheran gewehrt. Potential für Separatismus ist also ausreichend vorhanden.
Dagegen sprechen allerdings die verbindenen Elemente der iranischen Völker: Die schiitische Religion wie auch die Landeskultur, ähnliche iranische Sprachen und die starken Institutionen des Staates. Außerdem gruppieren sich die Regionen der kleineren Minderheiten ja um ein starkes persisch besiedeltes Kernland, das als Keimzelle eines starken Staates jedenfalls erhalten bleibt. Ein starkes russisch besiedeltes Kernland konnte die Sowjetunion allerdings auch nicht vor dem Zerfall bewahren.
Pro: Stabilität im Nahen Osten
Fällt das iranische Regime und etabliert sich eine dem Westen wohlgesonnere Regierung, dann könnte davon der ganze Nahe Osten profitieren. Militärische Spannungen würden sich reduzieren und der Westen könnte Soldaten und Material aus der Region abziehen. Anstatt radikale sunnitische Staaten wie Katar für Militärstützpunkte weiterhin zu hofieren, könnten die USA ihre Militärpräsenz entscheidend reduzieren. Israel bräuchte ebenso viel weniger direkten militärischen Schutz und damit würden mehr militärische Mittel für die Ukraine sowie Ostasien frei.
Saudi Arabien würde die Normalisierung mit Israel über die Abraham Accords weiter vorantreiben und der Wiederaufbau von Staaten wie dem Libanon, Syrien und Teilen des Iraks könnte Fahrt aufnehmen. In einem demokratischen Iran wären auch arabische Investments wohl in einem gewissen Ausmaß willkommen, was in der Folge zu wachsenden wirtschaftlichen Beziehungen führen würde. Auch die Bedeutung des politischen Islams würde einen entscheidenden Schlag erhalten, was der Region nur guttun würde. Die ganze Ideologie hat sich nämlich einmal mehr als Entwicklungshemmnis erwiesen und dem Iran viele Kosten, wie auch eine stagnierende Wirtschaft eingebracht.
Fazit
Der Krieg zwischen Israel und dem Iran, der am 13. Juni 2025 mit einem präventiven Schlag Israels begann, bringt also sowohl strategische Vorteile als auch erhebliche Risiken für den Westen mit sich. Die zentrale Erkenntnis dieses Artikels liegt in der Bedeutung der Prävention eines nuklearen Wettrennens im Nahen Osten, das durch eine iranische Atombombe ausgelöst werden könnte. Israel übernimmt hier eine bedeutende Rolle – Friedrich Merz sprach von der „Drecksarbeit“, die Europa und den USA massiv hilft, indem es die Bedrohung durch ein radikales Regime neutralisiert! Der Iran stiftet zudem seit Jahrzehnten durch Milizen wie die Hamas, Hisbollah und die Houthis Unruhe in der Region. Die stillschweigende Unterstützung durch arabische Eliten und die Aussicht auf einen möglichen Regimewechsel hin zu einem westlich orientierten Iran unterstreichen den potenziellen Nutzen für regionale Stabilität und wirtschaftliche Erholung. Der Iran muss somit nicht als Verlierer aus diesem Konflikt hervorgehen, sondern er könnte sich unter westlicher Schirmherrschaft ganz neu entwickeln.
Dennoch bleiben Unsicherheiten bestehen, die diesen Konflikt komplex machen. Die Dauer des Krieges ist unvorhersehbar, da ein Zusammenbruch des Regimes ohne großflächigen Bodeneinsatz von westlichen Truppen vom Volk abhängt, dessen Widerstand schwer einzuschätzen ist. Zudem droht der Zerfall des Iran in ethnische Teilstaaten, was neue Konfliktlinien schaffen könnte, insbesondere unter Kurden, Aserbaidschanern und anderen Minderheiten. Trotz dieser Risiken könnte ein erfolgreicher Ausgang den Nahen Osten langfristig entlasten, indem militärische Spannungen abnehmen und die wirtschaftliche sowie politische Integration vorangetrieben würden – ein Ziel, das jedoch nur mit großer Vorsicht und internationaler Koordination erreicht werden könnte.
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One thought on “Iran: Macht dieser Krieg im Nahen Osten Sinn?”
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