Corona im Tourismus-Sommer: Wie schützt man die Gäste?

Im „Corona-Sommer“ 2020 waren wir vom März in den zwei wohl beliebtesten Sommerdestinationen Österreichs auf Urlaub, am Wörthersee im Zentralraum Kärntens, sowie im Salzkammergut in Oberösterreich. Dabei erlebten wir die lokalen Corona-Verordungen und Maßnahmen aus erster Hand und möchten hier unsere Erfahrungen teilen. Unsere Eindrücke aus erster Hand sollen zeigen, wie in Österreich im Tourismus in der Praxis mit der permanenten Ansteckungsgefahr umgegangen wird.

Die Ausgangslage

Die politische wie epidemiologische Ausgangslage ist im August 2020 in Kärnten wie in Oberösterreich eine unterschiedliche. Kärnten hat vergleichsweise wenige akute Corona/ Covid-19 Fälle, während Oberösterreich dagegen nach Wien im österreichischen Spitzenfeld liegt. Politisch regiert in Kärnten de facto eine rote Alleinregierung (mit schwarzem machtlosen Anhängsel), während Oberösterreich von einer schwarz-blauen Koalition regiert wird. Eine türkis-schwarze Gesundheitslandesrätin – Christine Haberlander (OÖ) – steht einer roten Gesundheitslandesrätin – Beate Prettner (K) – gegenüber.

In Zahlen ausgedrückt hat Kärnten aktuell (Stand 30.08.2020) 42 aktive Corona-Fälle. Der Höchstand im Juli & August betrug 99 Fälle am 20.08.2020. Oberösterreich hat aktuell (Stand 30.08.2020) 416 aktive Fälle. Der Höchstand im Juli und August lag hier bei 548 Fällen am 13.07.2020. Und war damit auch pro Kopf ungleich höher als in Kärnten. Wobei sich die Verhältnisse OÖ und K pro Kopf in diesem verrückten Corona-Sommer auch schon umgedreht haben! Das sollte nicht unter den Tisch fallen.

Die Regeln zum Stopp der Ausbreitung des Coronavirus

Eine allgemeine Maskenpflicht gilt in Österreich (Stand 30.08.2020) in folgenden Bereichen: Lebensmittelhandel wie Supermärkte & Tankstellenshops, Öffentl. Verkehr & Taxis, Veranstaltungen in geschlossenen Räumen (ausgen. der eigene Sitzplatz), Dienstleistungen (wenn der 1-Meter-Abstand unmöglich ist), Bank- & Postfilialen, Pflegeheime, Krankenhäuser & Kuranstalten, Arzt & Apotheken.

In Kärnten gilt folgende Verordnung des Landes zusätzlich: In einigen Tourismusorten gibt es eine örtlich begrenzte Pflicht zum Tragen von Mund-Nasen-Schutz in der Zeit zwischen 21 Uhr und 2 Uhr früh. Diese Pflicht erstreckt sich unter anderem über öffentliche Orte in den Tourismusgemeinden Velden, Villach, Pörtschach, Krumpendorf am Wörthersee und St. Kanzian am Klopeiner See.

Oberösterreich hat aufgrund der Corona-Cluster im Juli bereits früher und umfangreicher als der Bund die Mund-Nasen-Schutz-Pflicht wieder eingführt. Vom 9. Juli bis 28.August (also während der touristischen Hochsaison) war die Maske hier unter anderem in allen öffentlich zugänglichen Innenräumen (!), also Bars, Restaurants, Geschäften sowie in Hotels zu tragen.

Soviel zur Ausgangslage – begeben wir uns nun auf unsere Reise in die beiden wunderschönen Bundesländer !

Lokalaugenschein: Der Wörthersee in Kärnten

Wörthersee

In Kärnten führte uns die Reise in drei der bekanntesten Tourismusorte des Landes: Klopein, Pörtschach und natürlich nach Velden. Letzterer Ort ist ja Österreichs Hotspot im Sommer was Party und High-Society betrifft. Velden ist auch in der Corona-Pandemie ein Garant für volle Bars und viele Touristen. In all diesen Tourismusorten gilt die spezielle Kärntner Masken-Regel mit einer Maskenpflicht im Freien ab 21 Uhr.

Wie war es also in der Praxis? An einem lauen August-Samstag-Abend in Pörtschach war zunächst von der Masken-Pflicht im Freien an der gut besuchten Seepromenande nichts bis sehr wenig zu merken: Vielleicht jeder zehnte Besucher trug gefühlt eine Gesichtsmaske. In Velden war das anders: Masken wurden im Freien fast von allen getragen und die Polizei war präsenter im Gegensatz zu Pörtschach. Komisch wurde es dann aber in Velden, wenn man abends durch die Stadt flaniert und vor den Bars im Freien folgendes Bild sieht:

Links stehen Menschen dicht an dicht ohne Masken in der Bar. Keine Maskenpflicht! Diese gilt nur rechts im Bild im öffentlichen Raum, wie die folgende Kundmachung zeigt:

Kärntner Vorschriften für Velden

An der Flaniermeile funktionierte dies dann aber zumindest bei den dort stattfindenden Artisten-Shows, wie folgendes Bild zeigt:

Show auf der Veldener Promenande, umringt von maskentragenden Gästen

In den Kärntner Hotels am Wörthersee wurden meist keine Masken getragen. Auch die einst verpönten Buffets, wo jeder Gast zu dem gleichen Besteck greifen muss, waren Standard. Nur vereinzelt traf man manche der KellnerInnen mit Mund-Nasen-Schutz an. Einzige Ausnahme blieb hier das Casino Velden: Dort waren auch im Innenraum Masken vorgeschrieben. Vorgeschriebene Abstände wurden hier aber auch nicht eingehalten. Die Croupiers wiesen maximal schmunzelnd auf diese hin, baten aber keine Gäste um mehr Abstand. An den Spieltischen war daher alles fast wie immer (ausgenommen die Masken) und manchmal sogar etwas beengt.

Fazit für Kärnten

Wir halten also fest: In Velden und Pörtschach müssen ab 21 Uhr im Freien auf der Promenade und vor den Bars auf der Straße und am Gehsteig Masken getragen werden. Im öffentlichen Raum. Dort wo besonders untertags viele Menschen sind und eine Maskenpflicht eventuell zu anderen Zeiten viel mehr angebracht wäre! Abends ab 21 Uhr halten sich dort nur wenige Nachtschwärmer länger auf. Diese findet man vielmehr in den angrenzenden Bars, Cafes und Restaurants. Dort stehen und sitzen die Leute dann eng beieinander und das ganz ohne Masken und Babyelefant. Nur für den Heimweg zum Auto oder Taxi wird dann wieder eine solche fällig – aber erst sobald man das Lokal verlässt!

Lokalaugenschein: Das Salzkammergut in Oberösterreich

Gmunden am Traunsee

In Oberösterreich waren wir im Salzkammergut auf Urlaub – genauer gesagt in St.Wolfgang, Gmunden, Hallstatt und am Mondsee. In Gmunden auf der vollen Seepromenade trug etwa im August untertags auch im Freien eine Mehrzahl der Besucher eine Maske. Vor unseren Augen flogen 2 Gäste aus einem Cafe, die sich weigerten eine Maske beim Eintritt ins Lokal zu tragen- die Oberösterreicher sind offensichtlich konsequent. Im Juli in Hallstatt war zum Zeitpunkt unseres Besuchs überhaupt eine Maskenpflicht im ganzen Ort in Kraft. In unserem Hotel am Mondsee standen überall Desinfektionsspender bereit und man wurde oft freundlich vom Personal angewiesen doch eine Maske zu tragen. Das ganze Personal trug permanent Maske. Ein Eintritt in den Gastraum ohne Maske war nicht gestattet.

In Hotels- und Gaststätten in Oberösterreich gab es also im Gegenzug zu Kärnten klare und strenge Regeln: Maskenpflicht galt bis zum 28.08 in allen Innenräumen! Zur Begrüßung bekam man im Hotel bereits Desinfektionsmittel überreicht. Diese wurde auch vom Personal konsequent und freundlich umgesetzt.

Fazit

Die Covid-19 Regelungen, wie auch die Umsetzung der Maßnahmen im Juli und August 2020 waren also relativ unterschiedlich. In Kärnten wird dies von der Landesregierung äußerst lasch gehandhabt, während Oberösterreichs Landesregierung strenger und konsequenter auftritt. Eine Rolle spielt dabei sicher das im Sommer höhere Infektionsniveau in Oberösterreich. Dennoch sollte niemand vergessen, das ein hochansteckendes Virus an keiner Landesgrenze halt macht, die Situation kann schon morgen eine ganz andere sein. Österreich hat seinen Touristen außerdem in vielen Werbeannoncen die größtmögliche Sicherheit versprochen. Vorsicht ist daher durchaus immer geboten. Kärntens Regelungen wirken diesbezogen für den Beobachter lächerlich, wenn man sich die Situation vor Ort ansieht. Die Menschen flanieren (ab 21 Uhr !) mit Maske und legen diese ab, sobald sie in die dicht gedrängte Bars und Cafes kommen. Genau dorthin also, wo viele Leute länger verweilen und wo wohl das bei weitem größte Infektionsrisiko besteht.

Momentan scheinen die Zahlen den Kärntnern Recht zu geben, doch dazu gehört wohl auch eine gehörige Portion Glück. Die Situation in Velden hätte sehr leicht enden können wie in St.Wolfgang im Juli, als nach einem Corona- Ausbruch die meisten Touristen die Flucht ergriffen. An der Politik lag das Ergebnis also eher nicht: Konsequenter Schutz der Kärntner Bevölkerung und der Touristen durch die rote Kärntner Landesregierung würde wohl anders aussehen. Wenn man andere, strengere Regeln sich zum Maßstab nimmt und die Maßnahmen vergleicht, die beide Landesregierungen getroffen haben. Vor allem aber wenn man im Lokalaugenschein die Kärntner Tourismushotspots wie Velden und Pörtschach besucht und diese mit ihren oberösterreichischem Pendants St.Wolfgang, Gmunden etc. vergleicht.

Weitere Links und Quellen

Kärntner Verordnung: https://www.kaernten.at/aktuelle-informationen/

Oberösterreichs Corona-Regeln: https://www.oberoesterreich.at/service/aktuelle-information.html

Infektionszahlen in Österreich: https://coronavirus.datenfakten.at/

https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/gelockerte-maskenpflicht-wo-muss-man-jetzt-noch-mund-nasen-schutz-tragen;art4,3288131