Wiener Medientage: Was bringt die KI dem Journalismus?

Bei den Wiener Medientagen 2023 gab es vor allem ein großes Thema: KI, die künstliche Intelligenz. Wie wird KI künftig die ganze Medienbranche, ja die ganze Wirtschaft verändern? Ein Redner der 30. Wiener Medientage sprach etwa davon, dass rund 50% des weltweiten BIPs digitalisiert werden könnten, wir also von einem enormen Potential durch den Einsatz von KI und Digitalisierung ausgehen können !

Allerdings stellt sie auch enorme Herausforderungen. Wenn Recherchen dank KI einfacher und weniger zeitintensiv werden, dann wird das vielen Journalisten ihren Job kosten. Andererseits sinkt die Nachfrage nach Printmedien ohnehin und viele Redaktionen stehen unter finanziellem Druck, weshalb mehr Effizienz der Branche durchaus auch hilfreich sein könnte. Für Medienangebote, die auf Qualitätsjournalismus setzen, kann die KI durchaus als Bereicherung gesehen werden, da sie dem Journalisten dabei helfen kann, seine Arbeit besser und effizienter zu erledigen.

Die 30. Wiener Medientage haben einmal mehr demonstriert, warum sie das wichtigste Branchentreffen der österreichischen Medienbranche sind! Mit hochkarätigen Gästen aus Deutschland strahlte die Veranstaltung auch über den Medienmarkt Österreich hinaus und sorgte für ein gewisses internationales Flair.

Medienministerin Susanne Raab im Gespräch

Datenanalyse

Wie alle anderen Bereiche der Wirtschaft wird auch die Medienbranche zur Datensammlerin und Datenanalystin werden. So wird es etwa künftig möglich sein, Kunden je nach IP-Adresse eine individuelle Startseite zu präsentieren und so mit einem Portal mehrere Bundesländer oder Länder gleichzeitig abzudecken. Geht etwa ein Deutscher auf eine Newsseite, dann wird er Inhalte angezeigt bekommen, die seinen Interessen und seiner Herkunft entsprechen könnten. Dasselbe wird das passieren, wenn man etwa mehr über Kunden weiß und deren Vorlieben für Artikel-Themen besser kennt. Da wird der eine dann vor allem Politik und Wirtschaftsnachrichten angeboten bekommen und der andere eher seichtere Stories über die Adabei-Gesellschaft oder den Adel Europas. All das natürlich gleichzeitig auf einer Internetseite!

Die KI wird also alle Lebensbereiche durchfluten und das lässt sich auch nicht mehr aufhalten. Die Journalistin Anna Schneider von der deutschen „Welt“ sprach vom „Rad der Zeit“, das sich eben stetig weiterdrehen würde. Andere Journalisten und Medienmanager forderten als Konsequenz der KI-Revolution gar eine „Flucht nach oben“ ! Also mehr Qualität als Konsequenz für ein Publikum, das sich viele Dinge sonst auch von der KI in Programmen wie ChatGPT gleich selbst erklären lassen könnte. Dieser Technologiesprung verängstigt also auch Teile der Medienbranche, während ihn andere wiederum freudig aufnehmen und proaktiv investieren. Ein Player jedenfalls hinkt – wie oft – ziemlich hinten nach: Die EU mit ihrer Regulierungswut in Form des „EU Data Act“ ! Statt KI-Investments zu forcieren, denken die Spitzen der EU hier eher defensiv an Regulierung. Ganz anders als etwa die USA, die stets Potentiale zuerst ausprobieren und dann regulierend eingreifen! Diese Vorgangsweise hat leider schon dafür gesorgt, dass Europa mittlerweile in so vielen Zukunftstechnologien stark zurückliegt!

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann

Demokratiepolitische Implikationen

Journalisten müssen sagen was ist und nicht was sein soll!

Klaus Ebert, Wiener Medientage

Ein anderes Thema der Wiener Medientage war die Relevanz journalistischer Arbeit in unruhigen Zeiten. So forderte zum Beispiel Klaus Ebert, Medienmanager aus Deutschland, mehr Bodenständigkeit und Rückbesinnung auf Leserinnnen und Leser. Anders als der woke Zeitgeist vorschreibt, sollen Journalisten sagen, was Sache ist und nicht in erster Linie was sein soll. Das sorge nämlich nur für weitere Diskrepanz zwischen den Zeitungskonsumenten im realen Leben und dem Wunschdenken mancher Journalisten in ihren Hauptstadtblasen!

Die bekannte deutsche Medienfluencerin Diana Kinnert thematisierte ihrerseits den Bruch der demokratischen Lineariät etwa im deutschen Parteiensystem, ein Phänomen, welches aber auch überall in den Medien zu finden ist. Politisch bedeutet dies, dass etwa in der CDU die Parteimitglieder in den Provinzorten weitestgehend ignoriert werden und nur die Parteiblase in der Hauptstadt ideologisch relevant zu sein scheint. Die „Blase“ schreibt ein Programm aus Großstadtsicht und wundert sich dann bei Wahlen über mangelnde Erfolge. Die Folge ist etwa heute eine nach links rückende CDU. Wenn die konservativen Wähler dann am Land die AfD wählen, so Kinnert, sei das nur eine logische Konsequenz dieser Kluft zwischen Realpolitik und Hauptstadtblase.

In der zentralisierten Medienlandschaft fehle laut Kinnert zudem auch der Streit und eine aufgeregte ideologische Debatte, um die Leute wieder mitzunehmen. Wenn etwa alle Medien stromlinienförmig dieselben Inhalte vertreten, dann wird man nicht viele Leser für Abos begeistern können!

Fazit

Ein Ergebnis zweier spannender Wiener Medientage: Wenn die Medienlandschaft gleich bleiben möchte, dann wird sie alles ändern müssen! Österreichs enorme Medienvielfalt geht nur einher mit stetiger Anpassung an Trends und den Wettbewerb. Mit einer Ausnahme natürlich: Der ORF bekommt als öffentlich-rechtlicher Platzhirsch weiterhin Anfang des Jahres ohne Vorleistung einen 700-Mio-Euro Scheck vom Steuerzahler und kann dann ruhig sein Programm und seine Inhalte produzieren. Ähnlich sei die Situation in Deutschland mit finanziell sehr gut ausgestatteten Öffentlich-Rechtlichen Medien, die den Privaten den Wettbewerb immer schwerer machen. Deren Konkurrenten müssen das Werbegeld ja erst einmal verdienen! Der deutsche Medienmanager Philipp Welte nutzte dazu eindringliche Worte:

Der öffentlich-rechtliche Igel macht sich breit !

Philipp Welte, Wiener Medientage

Aber nicht nur die öffentlich-rechtliche finanzielle Dominanz macht den privaten Medien zu schaffen, auch der Werbemarkt ist mittlerweile ein völlig anderer ! Konkurrierten früher Zeitungen und Zeitschriften um Reichweite, heißt der Konkurrent nun „Big 5“. Auf der anderen Seite des Werbemarktes in Österreich stehen nämlich die „Big 5“ der globalen digitalen Konzerne (Meta, Google, Amazon, Alibaba, Bytedance), die den traditionellen Medien das Leben ziemlich schwer machen, indem sie einen immer größer werdenden Teil der Werbeeinnahmen aus Österreichs Medienlandschaft absaugen ! Österreichs Medien stehen also harte Zeiten bevor und nicht alle werden überleben können !

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