
Japan hat mit Sanae Takaichi die erste weibliche Premierministerin seiner Geschichte bekommen und vollzieht damit einen klaren Kurswechel. Sanae Takaichi steht für eine strenge Migrationspolitik, wirtschaftliche Reformen a la ihres großen Vorbildes Margaret Thatcher und generell für eine prononcierte konservative Wende. Japan rückt unter ihrer Führung klar nach rechts! Für die politische Ausrichtung des Landes bedeutet ihre Ernennung also mehr als nur einen symbolischen Bruch mit der bisherigen männlich dominierten Politik — sie signalisiert vielmehr eine politische Neuausrichtung, in der traditionelle Werte, wirtschaftliche Stärke, Sicherheit und nationale Souveränität im Zentrum stehen. Ihr unterlegener Gegenkandidat stand für einen moderateren Kurs innerhalb der LDP, aber statt mit einer moderaten Buddhistenpartei wird Takaichi nun mit der politischen Rechten koalieren. Ihr neuer Koalitionspartner, die „Nippon Ishin no Kai“ (aka Innovationspartei Japans), fordert nämlich unter anderem eine Obergrenze für Ausländer im Land.
Sanae Takaichi ist vieles, aber für japanische Verhältnisse alles andere als gewöhnlich oder langweilig. Von ihrem ersten Mann trennte sie sich nach 13 Jahren Ehe wegen politischer Differenzen, heiratete ihn aber nach vier Jahren erneut. Als Studentin trommelte sie in einer Heavy Metal Band und fuhr gerne mit dem Motorrad. Noch 2016 trat sie sogar singend in einer Musikshow auf. Später machte sie ein politisches Praktikum bei einer Politikerin in den USA und sammelte dort Auslandserfahrung. Während ihrer 30-jährigen Politkarriere verantwortete sie dann unter anderem die „Cool Japan“-Kampagne, mit der dem Land mit seiner Popkultur ein neues Image verpasst werden sollte! Gleichzeitig steht sie als erklärte Nationalistin entschieden gegen „woke“ Werte: Statt Frauenquoten zu forcieren soll bei ihr nur Leistung zählen. Die Familienpolitik Japans bleibt stramm konservativ: Eine „Homo-Ehe“ wird es nicht geben. Dazu sollen die Militärausgaben bis 2027 auf zwei Prozent fast verdoppelt werden, um Japans Verteidigung gegen China zu stärken.

Die japanische „Eiserne Lady“
Takaichis gesamter politischer Werdegang – von ihrer Ausbildung an der Universität Kobe über ihre langjährige Mitgliedschaft im Unterhaus und mehrere Ministerämter bis hin zur Spitzenposition im Liberal Democratic Party (LDP) – illustriert das Bild einer Politikerin, die mit klaren konservativen Vorstellungen Japan neu gestalten will. Aus konservativer Sicht bietet sich mit ihr damit eine gute Chance, eine Regierung an der Spitze des ostasiatischen Landes zu sehen, die sich konsequent einem ordnungs- und wertebasierten Politikverständnis verpflichtet fühlt – während zugleich die enorme wirtschaftliche, demographische und geopolitische Herausforderung Japans adressiert wird.
Ein zentrales Merkmal von Takaichis politischer Philosophie ist das Bekenntnis zu traditionellen Familien- und Gesellschaftsstrukturen. So lehnt sie, wie bereits erwähnt, gleichgeschlechtliche „Homo“-Ehe-Modelle ab und betrachtet die Institution Ehe klar als Verbindung zwischen Mann und Frau – eine Haltung, die in vielen westlichen Gesellschaften zunehmend als überholt gilt, in Japans konservativen Kreisen jedoch noch große Resonanz findet. Sanae Takaichis Ansichten basieren somit auf einer klaren konservativen Wertepraxis: Ehe, Familie, Generationenvertrag und nationale Identität bilden für sie das Rückgrat einer stabilen Gesellschaft. Darüber hinaus betont sie das Prinzip von Leistung, Verantwortung und Ordnung. In einer Zeit, in der soziale Disziplin und kollektives Engagement zunehmend unter Druck geraten, setzt Takaichi darauf, traditionelle Tugenden wieder in den Vordergrund zu rücken. Sie steht damit für eine japanische Gesellschaft, die gemeinsam arbeitet, gemeinsam die Bürde trägt und die kollektiv für nachfolgende Generationen plant.
Takaichis Auftreten ist nicht nur gesellschaftspolitisch, sondern auch staatsrechtlich und sicherheitspolitisch geprägt von einem klaren nationalen Selbstverständnis: Sie steht für eine Revision der pazifistischen Nachkriegs-Verfassung und damit für eine entschiedenere Aufrüstung Japans gegen die Bedrohung aus China und Nordkorea. Auch ihr regelmäßiger Besuch bei dem umstrittenen Yasukuni Schrein, einem Symbol für die Ehrung der gefallenen Soldaten im Zweiten Weltkrieg und zugleich politisch belastet, verdeutlicht ihre patriotische Haltung zu Geschichte und Erinnerungskultur. Die Aufrüstung ist auch aus westlicher Sicht ein wichtiger Schritt zur Eindämmung Chinas.
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Eine neue Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik
Ein zentrales Anliegen Takaichis ist die wirtschaftliche Revitalisierung Japans. In ihrem Programm verspricht sie eine Kombination aus Steuerentlastungen und Konjunktur-Impetus. Das ist für das Land eine enorme Herausforderung: Japan kämpft mit einer stagnierenden Wirtschaft, einer alternden Bevölkerung und einem hohen Schuldenstand – weshalb das Land eine nüchterne konsequente Staatsführung wie auch klare Reformbestrebungen braucht. Der Tenor liegt also auf der Sicherung von Wachstum auf Pump, wobei das Ganze mit Maß und Ziel erfolgen soll. Neben fiskalischen Investitionen zur Konjunkturankurbelung legt Takaichi Wert auf Innovations- und Technologiepolitik: Während ihrer früheren Ministerämter war sie bereits zuständig für Themen wie geistiges Eigentum, Raumfahrt und Wirtschaftssicherheit.
Im Inneren geht es unter Takaichi um einen starken Staat, der seine Kernaufgaben – Sicherheit, Infrastruktur, soziale Stabilität – erfüllt und dabei klare Prioritäten setzt. Konservative Kreise begrüßen, dass sie nicht primär auf populistische Maßnahmen setzt, sondern auf langfristige Gestaltung. Ihre Haltung gegenüber sozialen Reformen – etwa bei Ehe- und Familienrecht – ist bewusst zurückhaltend und zeigt, dass sie Reformen an der Basis von gesellschaftlicher Zustimmung und kultureller Tradition orientieren will. Zudem könnte unter ihrer Führung das Thema nationales Bewusstsein und Bildung wieder stärker betont werden: Das heißt nicht zwangsläufig eine nationalistische Geschichtsschreibung, sondern ein Stolz auf die eigene Kultur und Geschichte, verbunden mit der Verantwortung gegenüber kommenden Generationen – ein typisch konservatives Narrativ, das einige Überschneidungen mit US-Präsident Donald Trump erkennen lässt.
Takaichis Parolen sind ebenfalls an MAGA angelehnt. «Japan ist zurück» und «Frieden dank Stärke» verkündete sie im Wahlkampf.

„Japan zuerst“
Außenpolitisch gilt Sanae Takaichi als eine sogenannte „Falkin“, die auf die westliche Allianz mit den USA, sowie auf eine robuste Stärkung der Verteidigungsfähigkeiten Japans setzt. Konzessionen gegenüber der Volksrepublik China werden dabei unwahrscheinlicher. Sanae Takaichi wird eine enge Abstimmung mit US-Präsident Donald Trump suchen! Sie steht für eine Außenpolitik, die Kooperation sucht, aber ohne Unterordnung zu akzeptieren. Auch gegenüber China, Südkorea oder Russland soll Japan mit klaren Interessen auftreten, statt in diplomatischen Rücksichten zu verharren. Takaichis „Japan First“-Ansatz ist damit nicht isolationistisch, sondern souverän: Sie erkennt, dass globale Ordnung nicht durch moralische Appelle entsteht, sondern durch Selbstbehauptung. Ihr Ziel ist ein Japan, das in Asien nicht nur reagiert, sondern gestaltet – mit eigener Industriepolitik, Verteidigung und technologischer Führungsrolle.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen im Inneren sind allerdings enorm. Japans Wirtschaft stagniert seit Jahrzehnten zwischen Schulden, Deflation und Überalterung. Das Land schrumpft gleichzeitig demographisch! Takaichi will dieses Muster durchbrechen – nicht durch radikale Reformen im Stil westlicher Liberalisierungen, sondern durch einen Kurs der fiskalischen Disziplin kombiniert mit gezielten Impulsen. Staatliche Ausgaben sollen in strategische Zukunftsfelder fließen – etwa Halbleiterproduktion, Energieversorgung, Verteidigungsindustrie und künstliche Intelligenz. Damit soll die Wirtschaft unabhängiger von Importen und globalen Lieferketten werden – ein weiterer Ausdruck des „Japan First“-Prinzips.
Fazit
Mit der Wahl von Sanae Takaichi zur Premierministerin Japans wird eine neue Epoche konservativer Politik eingeleitet, die bewusst traditionelle Werte mit wirtschaftlicher und sicherheits-politischer Gestaltungskraft verbindet. Für die konservativen Kräfte in Japan wie im Westen bietet sich hier mit ihr die seltene Gelegenheit, dass wieder eine Führungspersönlichkeit am Steuer steht, die explizit Ordnung, Nation, Familie, Verantwortung und Leistung in den Vordergrund stellt. Gleichzeitig ist dies keine Rückkehr zur unreflektierten Vergangenheit, sondern eine moderne Form des Konservativismus, die Stabilität und Erneuerung zusammen denkt. Gleichzeitig muss sie gesellschaftliche Modernisierung mit kultureller Kontinuität verbinden: Japan steht vor einem Generationenwechsel, in dem viele jüngere Menschen weniger patriotisch und stärker global geprägt sind. Die Moderation des wachsenden Spagats zwischen Tradition und Zukunft wird dabei entscheidend sein.
Die wirkliche Bewährungsprobe liegt jedoch noch vor ihr: Wird Takaichi die Erwartungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Außenpolitik erfüllen können ohne in starr-konservative Dogmen zu verfallen oder Reformdruck zu ignorieren? Für ausländische Beobachter besteht nun die Hoffnung darin, dass sie nicht nur Symbol ist, sondern wirkliche Gestalterin einer konservativen Regierung, die Japan mit Klarheit, Mut und Verantwortungsbewusstsein in eine stabile und selbstbewusste Zukunft führt. Takaichi übernimmt nämlich ein Land, das wirtschaftlich altert, demographisch schrumpft und außenpolitisch zunehmend unter Druck steht. Die Versuchung, in den alten Status quo zurückzufallen, ist groß. Ihr Erfolg hängt davon ab, ob sie ihre Vision eines „starken Japans“ in konkrete Politik umsetzen kann – und ob sie es schafft, der Bevölkerung die Notwendigkeit von Eigenverantwortung, Wehrbereitschaft und technologischer Selbstständigkeit zu vermitteln.
Geostrategisch ist Japan für den Westen, also die EU und USA, ein unverzichtbarer Verbündeter und neben Indien das wichtigste Gegengewicht zur kommunistischen Diktatur China. Da China Japans territoriale Ausdehnung teils in Frage stellt und einen illegalen Anspruch auf einige japanische Inseln erhebt, ist auch Japan hier auf westliche Hilfe angewiesen. Die zehntausenden amerikanischen Soldaten im Süden Japans dienen den Japanern deshalb auch als gewisse Lebensversicherung gegen den Expansionsdrang des aggressiven Nachbarn China.
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