
Die Bierpartei ist seit dem 3. März 2025 offiziell Geschichte, denn auf einen Antritt bei der vorgezogenen Wienwahl hatte Parteigründer Dominik Wlazny am Ende wohl doch keine Lust. Die Umfragen zeigten mit 1-2% nämlich nur mangelnde Erfolgsaussichten auf einen Einzug in den Wiener Gemeinderat, wenngleich in Wien Steuergeld in Form von Parteiförderung sprudelt, sobald man es schafft, in nur ein Bezirksparlament einzuziehen. Wir vom „März“ waren ja von Anfang an der Ansicht, dass die Bierpartei nur ein wirtschaftliches Projekt der Familie Wlazny war, das dazu diente, das Kabarett von Wlazny sowie seine Biermarke und seine Band (allesamt mit dem gleichen Namen Turbobier) zu bewerben. Eine erste finanzielle Bilanz seiner politischen Tätigkeit offenbart nun auch durchaus Erstaunliches: Die Bierpartei dürfte wohl mehr als 1,6 Millionen Euro für ihre politische Tätigkeit eingenommen haben. Daher dient sie uns nun als wunderbares Beispiel dafür, wie man in Österreich auch mit Politik ohne große politische Inhalte eigentlich ziemlich gutes Geld einnehmen kann.
Gar nicht monetär berücksichtigen können wir natürlich den Werbewert der Marke „Turbobier“, sowie des Kabarettisten Dominik Wlazny selbst, der natürlich mit seinem Antreten bei drei Wahlen viele kostenlose Medienberichte bekommen hat können. Klar ist aber auf jeden Fall, dass auch hier der Gewinn für Wlazny enorm gewesen sein muss! Aufmerksamkeit ist für einen Kabarettisten und Künstler natürlich unbezahlte Werbung und lässt sich in Ticket- und Bierverkäufen dann jahrelang monetarisieren.
Ende 2024 war von einem Ende der Bierpartei übrigens noch keine Rede. In einer eigenen Aussendung verkündete Parteichef Dominik Wlazny da noch folgendes:
Danke für die vielen Zuschriften, die wir in den letzten Wochen bekommen haben. Sehr viele von euch haben sich die Mühe gemacht, uns mit der Bitte zu schreiben, nicht das Handtuch zu werfen. Zur Klarstellung: Wir haben keine Sekunde daran gedacht, uns einfach hinter die nächste Schank zurückzuziehen. Diesen Gefallen werden wir den anderen Parteien nicht tun (muhaha). Wir haben noch viel vor.
Wir hatten außerdem schon einige Treffen mit unseren Jurist:innen, um die Reform unserer Satzung anzugehen. Wir arbeiten an einem Antragssystem für unsere Mitglieder, an einer umfassenden Neuaufstellung des Vorstandes und sonst auch noch an vielen Details, für die in der Zeit vor der Wahl kurzum keine Zeit blieb. Wir werden euch bald einen Satzungsentwurf vorlegen können, der der Größe der Bierpartei gerecht wird.
Nun ist aber alles anders. Grund für uns, zum Abschied in die Finanzen der Bierpartei zu blicken, sofern man diese von außen beurteilen kann. Was erwartet einen Parteigründer, wenn er es geschafft hat, 11 Bezirksratsmandate und viel mediale Aufmerksamkeit zu generieren?

Die exorbitant hohe Wiener Parteienförderung
Der Machterhalt in Wien ist wohl ziemlich kostspielig und vielleicht genau deshalb verfügt die Stadt Wien über eine äußert großzügige Parteienförderung, die sogar jene Parteien erhalten, die NICHT in den Gemeinderat einziehen. Deshalb treten vermutlich auch das Team HC Strache und diverse Kleinparteien gerne wieder an, auch wenn die Erfolgschancen für den Einzug gering sind. Es lohnt sich nämlich durchaus: Alleine im Jahr 2024 konnte die Bierpartei durch die großzügige Wiener Parteienförderung ganze 185.650 Euro lukrieren! Sie bekamen im Jahr 2020 zwar nur eher mickrige 1,80 % der Wählerstimmen, dafür aber immerhin 11 Sitze in 11 Bezirksvertretungen. Die 4%-Hürde gilt in Wien nämlich nur auf Landesebene nicht aber in den Bezirken.
Seit dem Jahr 2020, als in Wien der Gemeinderat das letzte Mal gewählt worden ist, dürfte sich somit die erhaltene Parteienförderung der Bierpartei (bei einer durchschnittlichen Inflation von 5,5% per anno zwischen 2021 und 2024) auf ingesamt rund 750.000 Euro summieren. Das ist natürlich eine schöne Summe für eine Partei, die nicht im Gemeinderat vertreten ist, sondern nur in der Hälfte der Bezirke je einen Sitz gewinnen hat können.
Die Mitgliedsbeiträge
Eine Partei lebt aber nicht nur von öffentlichen Förderungen, sondern auch vom Geld ihrer Mitglieder. Das ambitionierte Ziel der Bierpartei war es 2024, rund 20.000 Mitglieder zu erreichen, die alle den Mitgliedsbeitrag von 59 Euro zahlen sollten. Der „Kurier“ berichtete damals:
Zu Beginn der Pressekonferenz vergangenen Donnerstag hatte die Bierpartei 1.251 Mitglieder. Die Bierpartei will 20.000 Mitglieder werben. Erreicht er sein Ziel, hätte Dominic Wlazny 1,8 Millionen in der Wahlkampfkasse.
https://kurier.at/politik/inland/bierpartei-dominik-wlazny-marco-pogo-nationalratswahl/402747925
Geschafft haben soll die Partei laut eigenen Angaben mit 10.000 Mitgliedern rund die Hälfte, was nach Adam Riese immerhin rund 590.000 Euro Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen allein im Jahr 2024 ausmacht. Darüber, wieviele zahlende Mitglieder die Bierpartei vor 2024 hatte, kann man aber nur mutmaßen. Es dürften jedenfalls keine 1000 gewesen sein, was pro Jahr allerdings immerhin auch 59.000 Euro eingebracht hätte. Das lassen wir hier aber unter den Tisch fallen. Abgesehen davon gibt es natürlich auch noch Spenden und Fördermitgliedschaften. Das hat etwa für Wlazny bei der Bundespräsidentenwahl ziemlich gut funktioniert:
Laut Rechnungshof erhielt Wlazny für seine Minikampagne rund 242.000 Euro an Zuwendungen, der Löwenanteil kam von seiner eigenen Bewegung.
https://kurier.at/politik/inland/bierpartei-dominik-wlazny-marco-pogo-nationalratswahl/402747925
Die Wahlkampfkostenrückerstattung
In Österreich könnte man Politik auch durchaus profitabel betreiben, nämlich wenn man zuerst wenig Geld verwendet, viel mediale Aufmerksamkeit und günstige Social Media Reichweite erzielt und dann nach geschlagener Wahl bei der Wahlkampfkostenrückerstattung schön absahnt. Jede Stimme ist dem Steuerzahler nach der Wahl nämlich 3 € wert, ganz unabhängig davon, ob man es in den Nationalrat schafft und unabhängig davon, wieviel man ausgibt. Zumindest 1%+ an Stimmen reichen da als Grundbedingung schon völlig aus! Bei der Bierpartei macht das bei 98.395 Stimmen (oder 2,02%) dann 300.000 Euro aus.
Summa summarum liegen wir hier also von 2021 bis 2024 bei rund 1,6 Millionen Euro Budget für die Bierpartei, wobei wir bei den Mitgliedsbeiträgen nur 2024 berücksichtigt und Spenden beiseite gelassen haben. Die Summe wird also hier noch etwas höher ausfallen, je nachdem wieviele zahlende „Bieristen“ Dominik Wlazny vor 2024 hat überzeugen können, in das Projekt „Bierpartei“ entweder als Mitglied oder als Spender einzuzahlen.
Machtfrage: Wer bestimmt was mit dem Geld passiert?
In der Bierpartei haben lediglich 2 Personen (von rund 10.000) in allen relevanten Belangen das letzte Wort: Der Gründer Dominik Wlazny und sein Vater. Die Bierpartei ist also eine ziemliche wlaznysche „Cosa Nostra“ (freilich nicht auf die Mafia, sondern auf die italienische Wortbedeutung „Unsere Sache“ bezogen), was man auch bei Events der Partei erleben konnte. Bei einer Parteiveranstaltung soll es etwa für das ausrichtende Wirtshaus eine ganz spezielle Regel gegeben haben: Ausgeschenkt wurde angeblich an die werten Anhänger und Interessenten nur eine Sorte von Hopfengetränk: Turbobier. Dieses wird – erraten – natürlich von der Familie Wlazny vermarktet. Angesichts dieser Machtkonzentration urteilte etwa das Profil:
Familienbetrieb Bierpartei: Fast alle Macht geht von den Wlaznys aus
Politikwissenschaftler Laurenz Ennser-Jedenastik sprach gar von einer Oligarchie in der Partei: Die Familie Wlazny kann nämlich über alle Anträge sowie Listen bei Wahlen alleine entscheiden. Auch der Rechnungsprüfer wird vom Wlazny dominierten Vorstand bestimmt, womit ein Wlazny genehmer Prüfer die Wlazny-Partei prüft.
Fazit
Man kann also mit einer Partei, die in keinen Landtag und nicht in den Nationalrat einzieht, in Österreich doch einiges an Steuergeld und auch an Mitgliedsbeiträgen einnehmen, wenn man ein gewisses Charisma und mediale Aufmerksamkeit mitbringt. Im Fall „Bierpartei“ rechnen wir hier mit Minimum rund 1,6 Millionen Euro an Einnahmen. Dazu kommen Spenden und Mitgliedsbeiträge vor dem Jahr 2024. Was damit geschehen ist, kann uns nur die Bierpartei bzw. ihr Chef Dominik Wlazny selbst beantworten. Er hat dazu laut „Standard“ jedenfalls folgendes gesagt:
Das gesamte Budget sei in „Aufbau, Organisation, Kampagne, Pressekoordination, Versammlungen, Kundgebungen, Pressekonferenzen, Tour“, in Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Absicherung der Website geflossen. Mit der Wahlkampfkostenrückerstattung würden weitere offene Rechnungen aus dem Wahlkampf und dem Aufbau der Partei bezahlt.
Ein besonderer Dank geht an alle Wähler:innen, Unterstützer:innen, Volunteers und Mitglieder, die die Bierpartei über viele Jahre begleitet haben
https://www.derstandard.at/story/3000000255789/bierpartei-hoert-als-politische-partei-auf
Das Kapitel Bierpartei ist hiermit also geschlossen! Die Familie Wlazny wird sich jetzt wieder anderen Dingen widmen können. Für Plakate dürfte die Bierpartei das Geld bei der Nationalratswahl aber jedenfalls eher nicht ausgegeben haben:
Insgesamt werden nur neun Plakatständer aufgestellt. “Wir haben immer schon gesagt, dass wir das Land nicht zupflastern wollen und dabei bleiben wir. Es wird daher in jedem Bundesland nur einen Dreiecks-Plakatständer mit länderspezifischen Plakaten geben, jedes Bundesland bekommt also ein eigenes Plakat“, so Parteiobmann Wlazny.
https://www.bierpartei.eu/praesentation-der-ersten-wahlplakate
Interessant und etwas bezeichnend ist an der ganzen Causa jedenfalls, dass Dominik Wlazny die Partei nicht in neue Hände übergibt, sondern das Projekt gleich völlig abdreht. Immerhin hat man ja angeblich mehr zahlende Mitglieder gewonnen als etwa NEOS und Grüne! Viele Freiwillige haben hier wohl ihre Freizeit und ihr Herzblut in die Partei investiert. In Österreich ist ein derartiges schnelles politisches Ende einer so großen Partei jedenfalls eher ungewöhnlich. Mit dem abrupten Ende wird finanzielle Transparenz jedenfalls nicht mehr aufkommen. Die Macht der Wlaznys in der Bierpartei blieb also von Tag 1 bis zum Ende unbestritten.
Finanzielles
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Das Team von „Der März“
Links & Quellen
https://www.wien.gv.at/politik/gemeinderat/parteienfoerderung/index.html
https://orf.at/wahl/nr24/ergebnisse
https://www.derstandard.at/story/3000000255789/bierpartei-hoert-als-politische-partei-auf
https://kurier.at/politik/inland/bierpartei-dominik-wlazny-marco-pogo-nationalratswahl/402747925