Religion in Österreich: Christentum, Islam & Atheismus

Die religiöse Landschaft in Österreich änderte sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch. Dies betrifft die einzelnen Bundesländer noch einmal ganz unterschiedlich, je nachdem wie stark diese von der Einwanderung von Ausländern betroffen waren. Unterschiede ergaben sich natürlich auch dadurch je nachdem welche Migrantengruppen in die jeweiligen Bundesländer kamen. Das hat heute dazu geführt, dass sich die neun österreichischen Bundesländer stärker in der religiösen Zusammensetzung ihrer Bevölkerung voneinander unterscheiden. Religion in Österreich befindet sich eben in einem rasanten demographischen Wandel! Ebenso gibt uns die – in diesem Artikel nun diskutierte – Statistik interessante neue Erkenntnisse, etwa welches aktuell (Stand 2021) nun das christlichste, das katholischste, das muslimischste und das agnostischste Bundesland Österreichs ist. Diese Erkenntnis verdanken wir jüngsten Daten von der Statistik Austria, die wir in diesem Artikel nun etwas genauer darstellen und diskutieren wollen!

Überblicksmäßig sei gleich zu Beginn Folgendes verraten: Österreich sah im Jahr 2021 bei der Religionszugehörigkeit folgendermaßen aus: 55,2 Prozent der Einwohner waren römisch-katholisch; 8,3 Prozent muslimisch; 4,9 Prozent waren orthodox; 3,8 Prozent evangelisch und 22,4 Prozent der Bevölkerung gehörten gar keiner Religion an. Die „sonstigen“ Religionen (Buddhismus, Hinduismus, Judentum et cetera) stellten 2021 rund 1,1 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Im Tortendiagramm schaut das Ganze dann folgendermaßen aus:

Wie sich hier nun die einzelnen Bundesländer untereinander unterscheiden, wollen wir in diesem Artikel nun etwas genauer unter die Lupe nehmen! Eines kann jetzt schon verraten werden: Es wird dabei spannende neue Erkenntnisse zur religiösen Situation in den Bundesländern geben ! Ist Tirol etwa immer noch das „heilige Land“? Wieviele Katholiken gibt es im erzkonservativen Niederösterreich? Wie verteilt sich die Religion statistisch 2021 im stark national und sozialdemokratisch geprägten Kärnten? Wie halten es Burgenländer und Vorarlberger mit der Religion? Gibt es überhaupt noch eine katholische Mehrheit in allen Bundesländern?

Das Ausmaß des religiösen Umbruchs

Österreich hat in den vergangenen Jahrzehnten beispiellose Umwälzungen seiner religiösen Landschaft erlebt. Das einst tief katholisch geprägte Land (1951 waren 89 % der Österreicher katholisch und 6 % evangelisch) hat nun etwa einer der drei prozentuell größten muslimischen Gemeinden der EU, die zudem noch stark wächst. Die Zahl katholischer Gläubiger ist auf einem Tiefststand von nur mehr 55 % gefallen. Der Einfluss der katholischen Kirche ist nach einigen Skandalen und dem Siegeszug der Agnostiker ebenso nun auf einem Tiefpunkt. Noch im Jahr 1991 bekannten sich 78 Prozent der Österreich zur katholischen Kirche, bald werden es nun unter 50 Prozent sein!

Der Anteil der Muslime in Österreich explodiert dagegen geradezu! Gab es 1971 nur 0,3 Prozent Anhänger des Islam in Österreich, sind es nun 2021 bereits rund 8,3 Prozent. Ein Wert der sich in regelmäßigen Abständen fast alle 10 Jahre verdoppelte, wie die folgende Zeitreihe demonstriert:

Wachstum des Islam in Österreich: 0,3 % (1971) -> 1 % (1981) -> 2% (1991) -> 4,2% (2001) -> 8,3 % (2021). In absoluten Zahlen ausgedrückt stieg die Zahl der Muslime von lediglich 22.300 (1971) auf 745.600 (2021) Gläubige, was ein Plus von 3243 Prozent ergibt.

Das Resultat ist somit ein massives Bevölkerungswachstum des islamischen Bevölkerungsanteils, welches sich grundsätzlich bei dem Ausmaß der gegenwärtigen Migration und dem Ausmaß der Illegalen Einwanderung in die EU wohl auch in Zukunft so fortsetzen wird. Solange zumindest keine effektiveren migrationsbremsenden Maßnahmen a la Dänemark oder Australien ergriffen werden. In Wien lag 2021 etwa das Verhältnis von Muslimen und Katholiken bereits nur mehr bei 1:2! Die Religion in Österreich ist also nicht mehr das, was sie für mindestens ein Jahrtausend lang war: fast ausschließlich katholisch.

Die christlichsten Bundesländer Österreichs

Für das christliche Abendland schaut es also statistisch Jahr für Jahr schlechter aus. Deshalb ist es für uns natürlich interessant herauszufinden, wo 2021 die Hochburgen des Christentums in Österreich waren. Für diese Statistik werden nun Katholiken, Evangelische und Orthodoxe zusammenaddiert, um herauszufinden welche Bundesländer 2021 von der größten christlichen Bevölkerung bewohnt wurden. Das waren laut Statistik Austria die folgenden:

  1. Burgenland (80,3 %)
  2. Kärnten (77,2 %)
  3. Salzburg (74,2 %)

Das Burgenland ist also jenes Bundesland mit dem größten christlichen Bevölkerungsanteil in Österreich. Gefolgt von Kärnten und Salzburg. Grund dafür dürften geringe Migrantenanteile im Burgenland wie auch in Kärnten sein (~11%), sowie eine Dominanz von christlichen Ausländern vor Ort. In Kärnten sind etwa Deutsche und Kroaten große Einwanderergruppen. Dazu kommen in beiden Bundesländern starke evangelische Gemeinden, welche die religiöse christliche Landschaft diversifizieren.

Salzburg hat anders als die anderen beiden Bundesländer einer der höchsten Anteile an Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Österreich (~20% was Top-3 in Österreich ist nach Wien und Vorarlberg). So weist Salzburg nach Wien deshalb mit rund 5 Prozent beispielsweise den zweithöchsten Anteil an orthodoxen Gläubigen (Herkunft: Balkan, Osteuropa) auf, was ein Indikator für diese These ist! Salzburgs Migranten sind also wohl christlicher als jene anderer Bundesländer. Wie übrigens auch die authochthone österreichische Bevölkerung religiöser sein dürfte als der Österreichschnitt.

Die Religion in Österreich bietet dem Beobachter also ein differenziertes Bild.

Die islamisch geprägten Bundesländer

Wie wir bereits wissen, sind Muslime hierzulande die am raschesten wachsende Bevölkerungsgruppe und verdoppelten sich fast alle 10 Jahre. Von zunächst einem Anteil um 1970 von rund 0,3 % auf heute über 8%! Regional ist die migrationsbedingte Verteilung der Muslime jedoch sehr unterschiedlich:

  1. Wien (14,8%)
  2. Vorarlberg (12,2%)
  3. Tirol (8,7%)

Wie zu erwarten ist hier Wien, wie generell die größeren Städte in Österreich, die muslimische Hochburg des Landes. Einer von sieben Bewohnern Wiens ist bereits Muslim oder Muslima. Große Gemeinden gibt es auch im Westen Österreichs! Ein Grund dafür: Die ehemalige Textilindustire Vorarlbergs setzte stark auf Türken und Bosnier als billige Arbeitskräfte, was sich hier im Platz 2 von Vorarlberg ausdrückt. Auch das Nachbarbundesland Tirol war das Ziel vieler muslimischer Migranten.

Die am wenigsten islamisch geprägten Bundesländer sind die folgenden:

  1. Burgenland (2,2%)
  2. Niederösterreich (4,9%)
  3. Steiermark (5,1%)

Sie eint allesamt eine wirtschaftliche Schwäche in Relation zu den übrigen Bundesländern. Es war also einst weniger attraktiv in diese Bundesländer einzuwandern. Alle drei Bundesländer sind bis heute noch stark von der Landwirtschaft geprägt und haben ein eher niedriges BIP/Kopf im Österreichvergleich. Was sich heute eben auch in relativ kleineren Ausländergemeinden niederschlägt.

Die aktuell erzkatholischsten Bundesländer Österreichs

Der Katholizismus ist in Österreich auf einem ständigen Rückzug Richtung unter 50%-Anteil an der Gesamtbevölkerung. Nichtsdestotrotz ist die Verteilung in Österreich hier ziemlich ungleich. Während in Wien etwas weniger als 1/3 der Einwohner 2021 noch Katholiken waren (im historischen Vergleich wahnsinnig geringe 31,8%), stellten Katholiken in Tirol, Burgenland und Kärnten 2021 rund 2/3 der Bevölkerung. Der alte Spruch vom „heiligen Land Tirol“ besteht also auch 2021 – wenngleich in verminderter Dimension – wohl noch zu recht!

  1. Tirol (66,2%)
  2. Burgenland (65,5%)
  3. Kärnten (63,4%)

Schlusslicht ist wie gesagt Wien mit 31,8 Prozent, gefolgt von interessanterweise Niederösterreich! Wobei hier auch ein Fehler bei der Statistik Austria vorliegen dürfte: Die Prozentzahlen addieren sich hier nur auf 90% bei allen Angaben, anstatt auf 100 Prozent zu kommen. Es wird also wohl mehr Katholiken prozentuell in Niederösterreich geben, jedoch sind die katholischen Bevölkerungsanteile für ein derart ländlich und agrarisch geprägtes Bundesland dennoch sehr niedrig. Der Anteil der Atheisten in Niederösterreich ist dementsprechend höher als in den meisten anderen Bundesländern.

Protestantismus in Österreich: Die evangelische Kirche

Neben dem Katholizismus hat der Protestantismus die zweite starke historische traditionelle Bedeutung in Österreich. Regional ist dieser aber stark unterschiedlich verteilt, wie die drei „protestantischsten Bundesländer“ Österreichs uns demonstrieren:

  1. Burgenland (11,4%)
  2. Kärnten (7,4%)
  3. Wien (3,7 %)

Das Burgenland hat infolge seiner jahrhundertelangen Zugehörigkeit zu Ungarn einen größeren Anteil der Protestanten traditionell als andere Bundesländer, wo die Rekatholisierung einst von den Habsburgern strikter durchgezogen wurde als im Königreich Ungarn. Zweite Ausnahme ist hier das deutschnational geprägt Kärnten mit seinem großen Anteil an einstigen Geheimprotestanten, die etwa in Oberkärnten in den Gebirgstälern alle Rekatholisierungsversuche der Habsburger jahrhundertelang erfolgreich abwehren konnten. Im 19 Jahrhundert gehörte es dann politisch in deutschnationalen Kreisen sogar zeitweise zum guten Ton Protestant zu werden, denn in Kärnten galt der Katholizismus lang als die Religion der ungeliebten Habsburger in Wien sowie der Kärntner Slowenen.

In Wien spielt der Protestantismus (no na) wieder einmal durch die Migration eine Rolle : Kärntner und Burgenländer stellen neben anderen stärker protestantisch geprägten Bundesländern große Gemeinden in Wien. Dazu kommen auch viele Deutsche und Ungarn, welche ihre Religion aus den protestantischen Teilen ihrer Länder hier wohl mit nach Wien gebracht haben.

Das altgriechische Adjektiv ἄθεος átheos, deutsch ‚ohne Gott‘ in einer Handschrift des Briefes des Apostels Paulus an die Epheser; Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Atheismus#/media/Datei:Ephesians_2,12_-_Greek_atheos.jpg

Atheismus in Österreich

Um etwa 500% gesteigen ist seit 1951 der Anteil derjenigen Bewohner Österreichs, welche keiner Religion, Konfession oder Glaubensgemeinschaft angehörig sind. Das ist vom Zuwachs her Platz zwei nach dem Zuwachs bei den Muslimen. Und dürfte hier viele authochthone Österreicher betreffen, die der katholischen wie protestantischen Kirche den Rücken gekehrt haben.

Die unreligiösesten Bundesländer mit den meisten Atheisten waren 2021 nun die folgenden.

  1. Wien (34,1%)
  2. Steiermark (22,6%)
  3. Niederösterreich (20,5%)

Wien verwundert hier wenig, kennt die Stadt doch allerlei Ablenkungen anstelle eines katholischen Lebens. Zudem zieht sie junge Österreicher an, die mit Religion von Generation zu Generation weniger anfangen können als ihre Eltern und Großeltern. Platz 2 Steiermark und Platz 3 Niederösterreich überraschen hier schon eher. Sind beide Bundesländer vom Gepräge her doch ziemlich agrarisch-traditionell geprägt. Ausreißer dürften hier aber sozialdemokratisch geprägte „Rostgürtel“ in der Obersteiermark, der Wiener Speckgürtel und Regionen wie das Industrieviertel in Niederösterreich sein. Wo in mittelgroßen Städten wie Wiener Neustadt und St. Pölten die Leute eng mit Wien verbandelt sind und so ähnliche Ansichten vertreten, als die Leute am Land und in Kleinstädten.

Genereller Überblick: Der Glaube in Österreich

Im Umkehrschluss können wir nun aus der Zahl der Atheisten natürlich auch das religiöseste Bundesland herausfiltern. Jenes Bundesland nämlich, wo die wenigsten Menschen Atheisten und daher die meisten Bewohner Österreichs Mitglied einer der Religionsgemeinschaften sind. Die Statistik Austria hat hier folgendes – gelinde gesagt interessantes – Ergebnis zum Thema erhoben:

  1. Kärnten (83,5%)
  2. Burgenland (83,2%)
  3. Oberösterreich (82,7%)

Das traditionell national und seit Jahrzehnten sozialdemokratisch geprägte Kärnten ist also tatsächlich das statistisch „gläubigste Bundesland“ Österreichs. Gefolgt vom Burgenland und Oberösterreich. Hier finden sich die mit Abstand wenigsten Atheisten, was in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert ist. Kärnten ist nämlich sehr urban für ein Flächenbundesland und geprägt von größeren Städten (Klagenfurt, Villach, Wolfsberg, Spittal et cetera). Das Land hat deshalb traditionell die zweithöchste Maturantenrate nach Wien. Zudem war Kärnten politisch immer deutschnational, wie auch sozialdemokratisch (zusammen idR bis zu 80% der Wählerstimmen) geprägt. Zwei politische Strömungen welche mit Religion traditionell nicht viel zu tun haben. Die christlichsoziale ÖVP spielte immer eine untergeordnete Rolle. Umso mehr erstaunt es daher nun, dass in keinem anderen Bundesland mehr Menschen Mitglieder einer Religionsgemeinschaft sind als in Kärnten.

Zur abschließenden Übersicht findet man hier nun die Zahlen für alle Bundesländer! Die Anordnung erfolgte hier nach der Spalte 1 (Prozent-Anteil des Christentums).

Das sind die aktuellsten Zahlen der Statistik Austria zur Religion in Österreich, die sich aber trotzdem – nach unserer Kalkulation von „Der März“ – nicht ganz auf 100% aufaddieren lassen (fürs jeweilige Bundesland). Ein Grund wird hier wohl sein, dass es bei dieser Mikrozensus-Erhebung zu kleineren und größeren Unschärfen gekommen ist! Nichtsdestotrotz sind die Zahlen der Statistik Austria aber traditionell natürlich von hoher Qualität und deshalb in der Form ganz sicher verlässlich.

Fazit

Die Religionszugehörigkeit in Österreich war historisch einst sehr ähnlich verteilt: Das Land war zu 90%+ katholisch dominiert – ausgenommen Burgenland und Kärnten mit ihrem historisch großen Anteil an evangelischen Gemeinden. Heute jedoch ist das total anders! Während in Wien auf zwei Katholiken bereits ein Muslim kommt, liegt die Relation etwa in Kärnten noch bei rund 12:1. Während in Wien bereits mehr als 1/3 der Bevölkerung keiner Religion mehr folgt, sind es in Kärnten nur 1/6 der Bevölkerung. Also ziemlich genau der halbe Anteil Wiens. Während Vorarlberg 12,2 Prozent Muslime hat, liegt der Anteil im Burgenland bei nur 2,2 Prozent. Österreich lässt sich also religionsmäßig längst nicht mehr über einen Kamm scheren. Auch zwischen Stadt und Land, Großstadt und Kleinstadt gibt es naturgemäß größere Differenzen.

Links & Quellen

Daten der Statistik Austria für 2021: https://www.statistik.at/fileadmin/announcement/2022/05/20220525Religionszugehoerigkeit2021.pdf