Der demographische Wandel & die Balkanisierung von Wien !

Altstadt von Wien

Im vergangen Jahr kam es in Wien zu Zusammenstößen zwischen nationalistischen Türken und Kurden: Linke Vereinshäuser wurden von den türkischen Nationalisten mit Brandsätzen angegriffen, wie auch Demos für Frauenrechte etc. Dies löste 2020 in der Pandemie wieder einmal politische Diskussionen über Integration, Immigration und Ausländerkriminalität aus. Diese Entwicklungen kommen nämlich nicht von ungefähr, denn sie haben zunehmend System in Wien, wie auch in anderen europäischen Städten und passieren in unterschiedlicher Intensität seit Jahren. Stuttgart, Dijon, Paris et cetera sind alles Orte in Europa wo Menschen unterschiedlicher außereuropäischer Kulturen in Europa 2020 mit Gewalt aufeinander oder auf die Staatsgewalt prallten.

Der März möchte den Hintergründen dieser Entwicklungen nachgehen. Deshalb lassen wir einmal das Offensichtliche beiseite, wie die offenbar gescheiterte Integrationspolitik der roten Stadtregierung. Wie auch natürlich den wenig erfolgreichen Umgang aller österreichischer Regierungen der letzten Jahrzehnte betreffend Integrations- und Assimilationsmaßnahmen. Ebenso lassen wir den Konflikt beiseite den die Türken bzw. die Türkei mit ihren Minderheiten in Kleinasien und Europa seit Jahren ausfechtet. Das würde hier den Rahmen sprengen.

In diesem Artikel soll der Fokus stattdessen auf der Wiener Demographie liegen! Wir sind nämlich der Meinung das man aus der Zusammensetzung einer Bevölkerung der Stadt Wien durchaus viel Interessantes ableiten kann.

Wer sitzt eigentlich in den Wiener Kaffeehäusern? Wir werfen einen Blick in die Statistiken !

Spannende Fragen zur Wiener Bevölkerung

Wir wollen in diesem Artikel folgende Fragen aufwerfen: Wer wohnt eigentlich in Wien? Welche Bevölkerungsgruppen gibt es in der Stadt? Wird sich die aktuelle Entwicklung in die Zukunft so fortschreiben und sind dann vielleicht weitere Konflikte dieser Art zu erwarten? Wie schaut es aus mit den nächsten heranwachsenden Generation? Sind „gebürtige Österreicher“/ autochthone Österreicher (oder ganz nach neudeutscher Diktion: „Bio-Österreicher“) in der Stadt Wien überhaupt noch in der Mehrheit? Wien steht dabei wie Stuttgart, Rotterdam oder Dijon stellvertretend für den demographischen Wandel in Europa, der die meisten anderen Städte West-, Nord- und Mitteleuropas auch betrifft. Allerdings meist nicht in der Dimension von Wien, das hier bei den Zahlen und Entwicklungen vielfach ein Vorreiter in Europa ist. Abgesehen von Brüssel wird man nämlich schwerlich eine Hauptstadt in der EU mit einem höheren Migrantenanteil finden als es in Wien der Fall ist.

Die Staatsbürgerschaft der Wiener Bevölkerung

Erste Grafik zeigt die Staatsbürgerschaft in Wien: da erscheinen die Verhältnisse noch relativ klar:

Nach dieser Grafik sind (Stand 2019) rund 69,8 % der Bevölkerung österreichische Staatsbürger. Darunter fallen aber naturgemäß auch viele eingebürgerte Bürger anderer Staaten, die eventuell auch über Doppelpässe oder andere nationale Loyalitäten und Empfindungen verfügen. Und die zudem andere Sprachen als oder sogar anstatt Deutsch sprechen und sich selbst anderen Nationalitäten und Kulturen als der Österreichischen zuordnen. Die Sprache und Herkunft spielen dabei auch eine wichtige Rolle. Ein Beispiel dafür: In der Wiener Krawallnacht griff laut DER STANDARD (26.06.2020) ein:

Mob männlicher türkischer und österreichischer Jugendlicher an

https://www.derstandard.at/story/2000118302002/erneut-angriff-grauer-woelfe-auf-kurdische-demo-in-wien (Zugriff am 26.06.2020)

Im gleichen Artikel ist davor aber die Rede von „mehreren hundert türkischen Faschisten“. Nationalität ist daher nicht immer gleich nationaler Loyalität. Denn wäre dies so, müssten sich die österreichische Politik fragen, warum in aller Welt österreichische Jugendliche (mit unserem historischen und kulturellen Background) das linke Ernst-Kirchweger-Haus (EKH) mit Brandsätzen angreifen. Und das in bedenklicher 1930er und 1920er Manier. Man müsste sich die Frage stellen warum die kurdische Minderheit 2020 auf offener Straße von Österreichern attackiert wird.

Die „Herkunft“ der Wiener 2020

Dann gibt es einen ganz speziellen Herkunfsbegriff der Stadt Wien: Dieser kombiniert die Merkmale „Staatsbürgerschaft“ und „Geburtsland“ und gibt uns dabei mehr Einblick als so manch andere Statistik!

Der Begriff „Herkunft“ der Stadt Wien differenziert allerdings nur für jene Zuwanderer die im Ausland geboren sind und dann einen österreichischen Pass erworben haben. Jene nationalistischen Randalierer deren Großeltern bereits hier eingewandert sind, zählen so naturgemäß als Österreicher. Auch wenn weder sie sich selbst noch die Gesellschaft sie als solche versteht.

Mit dieser Methode kommt die Stadt Wien auf folgendes Ergebnis: Anfang 2019 hatten rund 40,7 Prozent der Wiener Bevölkerung eine ausländische Herkunft (nach „Stadt Wien Definition“). Somit waren laut der Stadt Wien 59,3 % „österreichischer“ Herkunft.

Politisch motiviertes Zahlenwirrwar

Der österreichische Integrationsfond kommt dagegen schon für 2017 auf 43,9% Migrationshintergrund. Die Tageszeitung „Die Presse“ berichtete am 13.11.2014 das ganze 49 Prozent der Wiener Migrationshintergrund haben. Nehmen wir die Zahlen der Presse her, so hat Wien spätestens seit 2015 ziemlich wahrscheinlich ein „ausländische“/migrantische Mehrheit in der Stadt. Die österreichischen Geburtenraten sind ja seit den 1970er Jahren weit unter dem Reproduktionsniveau, weshalb auch ohne Einwanderung die authochthone Bevölkerung stetig absinkt. Der Begriff Migrationshintergrund in der Presse etwa entspricht also nicht naturgemäß einer ausländischen Herkunft – folgt man anderen Defintionen! Auch wenn die Migranten selbst, wie die „Bio-Österreicher“ dies so empfinden.

Also was „stimmt“ davon nun? Wahrscheinlich alles – freilich mit sehr unterschiedlichen Definitonen und statistischen Tricks, die ignorieren wie die autochthonen/ gebürtigen Österreicher“ und Migranten sich selbst sehen. Wie es mit der Statistik so ist, werden die Zahlen natürlich oft so präsentiert wie es dem Auftraggeber der Studie passt. Wenn der gemeine Österreicher vom „Ausländer“ oder „Ausländeranteil“ spricht dann wird ja in der Regel besonders nach Kultur, Religion, Ethnie und Sprache unterschieden und nicht nach irgendwelchen statistischen Lesearten. Eine im Ausland geborene Mutter kann alles mögliche aussagen. Diese Ansicht befeuern auch Medienberichte die zeigen das die 3te Migrantengeneration teilweise schlechter integriert ist als die 1te und 2te und das längst gefährliche Parallelgesellschaften enstanden sind. Teile dieser Menschen haben natürlich mittlerweile einen österreichischen Pass.

Können wir also von einer Balkanisierung sprechen?

Aktuell bestimmt sicherlich die Erstsprache und die ethnische Herkunft die gefühlte Zugehörigkeit für die Migranten am meisten. Fortfolgend dann die Kultur bzw. verknüpft mit dieser natürlich die Religion. Dabei kommen wir nun zum Stichwort der „Balkanisierung“ Wiens. Das Wort „Balkanisierung“ ist dabei ein Umschreibungswort für die ethnische Zersplitterung Wiens nach Vorbild der Verhältnisse am Balkan, wo Religion, Ethnie, Sprache und Herkunft in einem explosiven Mix auf relativ kleinem geographischem Raum mehr oder weniger friedlich nebeneinander koexistieren. Schauen wir rein auf die Zahlen werden wir feststellen, dass Wien weit multikultureller heute als fast alle großen Städte am Balkan ist. Und das viele unterschiedliche Kulturen und Religionen in der Stadt auf kleinem Raum leben, womit dieses Schlagwort der „Balkanisierung“ Sinn macht. Konflikte wie jener der Kurden gegen die Türken, die zudem auch noch im öffentlichen Raum ausgetragen werden, bestärken dann dabei dieses Urteil.

Versuch der Berechnung des Wiener „Ausländeranteils“

Die Republik Österreich wurde 1918 als deutscher Nationalstaat gegründet. Ein „gebürtiger Österreicher“ im nationalstaatlichen Sinn, oder neudeutsch ein „Bio-Österreicher“, oder im migrantischen Alltagssprech „ein Österreicher“, „ein Schwabo“ etc., ist nach gängigem Verständnis jemand mit mindestens 3 Generationen (deutsch-)österreichischer Ahnen. „Deutschösterreichisch“ steht hier als Beschreibung des österreichischen Staatsvolkes ganz in der Tradition des alten Verständnis der Monarchie. Diese bestand ja aus vielen Völkern, von denen die Deutschösterreicher das größte waren. Das Wort Deutschösterreicher schließt dabei heute naturgemäß vertriebene deutschsprachige „Altösterreicher“ (ein weiterer Umschreibungsbegriff) mit ein. Die im Zuge des 1. und 2.Weltkriegs aus (ehemals) deutschsprachigen Regionen der k.u.k. Monarchie, wie etwa der Südsteiermark, Südkärnten, Südtirol oder dem Sudetenland, fliehen mussten. Diese sind naturgemäß deutsche Muttersprachler und deshalb Teil des Staatsvolkes des Nationalstaates Republik Österreich. Ein prominentes Beispiel sind etwa Richard Lugners Eltern mit Wurzeln in Mähren.

Zu den „Deutschösterreichern“ kommen dann auf unserem Staatsgebiet natürlich die traditionellen anerkannten Minderheiten Österreichs: Kärntner Slowenen, Ungarn im Burgendland, Burgendlandkroaten, Tschechen in Wien, sowie österreichische Roma. Vom Religionsbekenntnis her natürlich in erster Linie katholisch, dann protestantisch und jüdisch. Soviel zur traditionellen „österreichischen Melange“. Heute kommt natürlich ein großer Anteil an Atheisten dazu, die den Kirchen im Laufe der Jahre den Rücken gekehrt haben. Auf die aber natürlich die anderen hier definierten traditionellen österreichischen Merkmale zutreffen. Ein Ausländer oder Migrant oder ganz österreichisch ein „Zuagroaster“ ist nun also jemand auf den eines oder mehrere dieser traditionellen Merkmale nicht zutreffen.

Der Begriff „Migrationshintergrund“

Der Begriff „Österreicher mit Migrationshintergrund“ (aka Ausländer im Volksmund) umfasst heute in der Regel (noch!) den Großteil derjenigen auf den die traditionellen österreichischen Merkmale nicht zutreffen. Der Migrationshintergrund wird dabei folgendermaßen von der Magistratsabteilung 17 „Integration & Diversität“ der Stadt Wien (wie übrigens auch dem Statistischem Bundesamt Deutschlands) definiert (Stand 2017):

Migrant ist wer selbst im Ausland geboren wurde oder mindestens einen im Ausland geborenen Elternteil hat

MA 17

In Frankreich wird dies idR auch so gehandhabt wie in Deutschland und eben bei der MA 17 in Wien (Stand 2017), während die Statistik Austria viel strenger bei der Definition des „Migrationshintergrunds“ ist: Für sie zählt man erst dann als jemand mit Migrationshintergrund wenn beide Elternteile (!) im Ausland geboren wurden- unabhängig von der Staatsbürgerschaft der Eltern! Solche „Zahlenspiele“ führen zu den zuvor beschriebenen stark unterschiedlichen Zahlen zwischen 50%+X Migrantenanteil für Wien oder eben doch „nur“ 40%.

Und wer lebt nun in Wien?

Die Wiener Bevölkerung setzt sich dabei (laut Stadt Wien) aus folgenden Gruppen zusammen (deren Größe eher etwas größer anzunehmen ist als in dieser Statistik):

  • 12 % stammen aus den Ländern der EU-Erweiterung 2004 (Tschechien, Slowakei, Ungarn, Polen etc.)
  • 9% stammen aus Exjugoslawien (ohne Slowenien- das ist in der obigen Gruppe EU 2004 dabei)
  • 8% stammen aus sonstigen Drittstaaten (also aus aller Welt)
  • 6% stammen aus den übrigen „alten“ EU- bzw. EFTA Ländern (also Deutschland, Schweiz, Italien et cetera)
  • 4% sind aus der Türkei
  • 2-3% stammen aus Syrien und Afghanistan und sind damit Ausdruck der Migrationswellen 2015+
  • 2 % stammen aus sonstigen europäischen Drittstaaten (z.B. Tschetschenen aus der Russischen Förderation, Ukrainer etc.)

Siehe dazu: https://www.wien.gv.at/menschen/integration/pdf/daten-fakten-migrantinnen.pdf

Das sind addiert rund 44 %. Es fehlen also vom Gesamten her noch rund 6%+X zu den nun unter 50% Österreichern ohne Migrationshintergrund. Das heißt einige dieser Gruppen (vor allem dabei die älteren Migrationsgruppen wie die Türken oder Exjugoslawen und auch Deutsche mit Jahrzehnten Aufenthalt in Wien) werden in der Realität circa also noch um rund jeweils 10-15%+X größer sein, als hier dargestellt. So das ein realistisches Bild der aktuellen Situation in Wien in diesem Artikel entsteht.

Ein Faktum aus diesem Bericht der Stadt Wien (2019) ist auch das 2019 fast 7% der Wiener Bevölkerung ihre Wurzeln in Asien hatten und rund 2% in Afrika.

Die künftige Wiener Gesellschaft: Die Situation in den Schulen

Aus dem Integrationsbericht 2018 ist zu entnehmen das ein Viertel aller Schüler (2017/17) österreichweit eine andere Umgangssprache als Deutsch hatten. An Wiener Schulen waren es sogar 51 Prozent. Der Anteil jener Kinder mit Migrationshintergrund ist aber naturgemäß noch höher als dieser Anteil. Das ist der Fall da ja erfolgreiche Integration oder interkulturelle Heiraten oder andere beliebige Faktoren dafür geführt haben das diese Kinder nun Deutsch als Umgangssprache verwenden – ohne natürlich autochthone Österreicher zu sein. Unterschiedliche Sprachen von Vater und Mutter machen es etwa natürlich wahrscheinlicher, dass man sich im Alltag für das Kind auf das vorherrschende Deutsch verständigt. Was ich damit sagen will: Es ist also nicht davon auszugehen, dass die restlichen 49 Prozent der Schulkinder alles autochthone/ gebürtige Österreicher sind (oder Deutsche/Südtiroler/Schweizer natürlich – der Vollständigkeit halber).

Österreichische Staatsbürgerschaft plus eine andere Umgangssprache als Deutsch ist in Wien seit langem Realität – siehe „Der Standard“ vom Mai 2006 über die damaligen Verhältnisse im 5 Bezirk:

Auffällig ist, dass die Zahl der ausländischen SchülerInnen (mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft) verglichen mit jener der SchülerInnen, die nicht Deutsch als Muttersprache haben, deutlich niedriger ist.

Der Standard vom 22.Mai 2006: https://www.derstandard.at/story/2254816/auslaenderanteil-an-schulen-in-wien

Wieviele gebürtige/authochthone Österreicher gibt es also noch in Wiener Schulen?

Die aktuellen Zahlen für ganz Wien dazu sind äußerst schwer zu finden – gerne publiziert man offenbar nur die Umgangssprache (also die 51%) – klingt wahrscheinlich auch besser. Laut Profil hatten 2018 rund 62% der Volksschüler eine andere Umgangssprache als Deutsch. Die Wiener Familienberatung spricht unter Berufung auf die Statistik Austria von insgesamt bis zu rund 70% Migrationshintergrund. Diese Zahl ist auch mehr als realistisch da österreichische Mütter im Gegensatz zu vielen der anderen genannten Bevölkerungsgruppen die mit Abstand geringsten Geburtenraten haben. Bei einem Anteil der Österreicherinnen von unter 50% ist daher ein authochthoner Kinderanteil von gesamt rund 25% realisitisch. Dabei hilft der Rückschluss über die Fertilitätsrate, also die Zahl der Kinder die pro Frau geboren werden.

Die Fertilitätsrate von Mütter österreichischer Staatsbürgerschaft lag 2018 bei 1,39 Kinder pro Frau. Jene von hier lebenden Türkinnen aber bei 2,3 Kindern pro Frau. Demnach gebaren 2 Türkinnen 2018 mehr Kinder im statistischen Mittel als 3 Österreicherinnnen. Womit der Bevölkerungsanteil der Türken in der nächsten Generation heute naturgemäß größer ausfällt und vice versa derjenige der Österreicher geringer. Die Geburtenrate von allen Nichtösterreicherinnen betrug im Jahr 2018 rund 1,88 Kinder pro Frau. Sie war damit etwa 35 % höher als die Geburtenrate der österreichischen Staatsbürgerinnen.

Wien weist mit rund 1,1 Kindern pro in Österreich geborenen Müttern (2018) eine noch viel geringere Geburtenrate aus, als es der zuvor erwähnte österreichische Durchschnitt ahnen lassen würde. Das bedeutet also das in Österreich geborene Mütter ungefähr 1 Kind in Wien bekommen. Sie ersetzen damit ihre Generation in der Stadt nur zu 50%, während der Anteil der Kinder bei ausländischen Müttern circa doppelt so hoch ist. Die Annahme von rund 25 % ist daher mathematisch relativ nachvollziehbar.

Dies ist mit rund 25 % Anteil an österreichischen autochthonen Schülern die wahrscheinliche Verteilung in den Wiener Schulen im Jahr 2019:

Fazit

Wien ist wohl die europäische Hauptstadt die, noch weit vor Weltstädten wie London und Paris, beim demographischen Wandel am meisten vorangeschritten ist. Mit nur mehr rund einem Viertel an Kindern authochthoner Herkunft in den Schulen liegt man weit unter Weltstädten wie London. In London sinds etwa gegenwärtig noch rund 40% „white British“ Kids in den Schulen. Wien wird künftig eine multikulturelle Stadt sein in der das traditionelle österreichische Element kontinuierlich weiter absinken und an Bedeutung verlieren wird. Vor allem jetzt wird sich dies beschleunigen, nachdem die demographische Mehrheit der authothonen Österreicher Geschichte ist. Ihre politische Mehrheit liegt derzeit noch bei rund 60% des Elektorats. Diese wird mit Verzögerung von ein paar Jahren, aber auch bald unter 50% fallen.

In der demographischen österreichischen Geschichte ist dies beispiellos und kein Vergleich zur Situation vor 100 Jahren. Denn auch in der Monarchie stand der sprachliche und kulturelle Charakter der Stadt nie wirklich in Frage ! Auch wenn diese heute von Wiener Stadtpolitikern gerne anders dargestellt wird, waren rund 2/3 der Wiener stets klar deutschösterreichischer Herkunft. Dies war auch deshalb so, da viele der tschechischen, slowakischen und jüdischen „Neueinwanderer“ während der Industrialisierung selbst (längst assimilierte) Deutschösterreicher waren. Andere Neuankömmlige hatten vielfach selbst einen (in der Zweitsprache) deutschsprachigen, „österreichischen“ katholischen Background in der ja deutschsprachig verwalteten Monarchie.

Wie wars in Wien anno dazumal?

Damit war eine Integration ein nicht sehr schwieriges Unterfangen. Dazu kam eine nationalkonservative Wiener Stadtverwaltung unter Bürgermeistern wie Karl Lueger, die Neueinwander explizit verpflichteten den deutschsprachigen Charakter der Stadt zu fördern. Deshalb haben Einwanderergruppen wie die „Ziegelböhmen“ in der heutigen Stadt abseits ihrer böhmischen und mährischen Familiennamen nicht viele Spuren hinterlassen. Künftig wird dies aber anders als heute sein. Die vielen ethnischen unterschiedlichen kulturellen Gruppen und dabei vor allem die wachsende muslimische Präsenz werden sich dauerhaft im Stadtbild niederschlagen.

Dies wäre eigentlich eine wichtige permanente Diskussion die in einer Demokratie ausreichend thematisiert werden sollte. Vor allem da ein Großteil der österreichischen Bevölkerung zu diesen Entwicklungen klare Meinungen hat. Stattdessen wird das Thema von allen Seiten gerne für politisches Kleingeld und Symbolpolitik verwendet. Linke Parteien wie die SPÖ und die Grünen machen rechte Thematisierungen dieses Themas gerne zur eigenen antirassistischen Politikmaxime. Über das „neue Wien“ in 20 oder 40 Jahren und die Implikationen des demographischen und kulturellen Wandels wird nicht gesprochen. Dabei kann und muss man debattieren wie man in dieser essentiellen Frage steuernd eingreifen sollte.

Ich möchte daher mit einem Zitat der ehemaligen Grünen Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (2010-2019) schließen. Sie spricht darin offen aus was längst Realität in Wien ist:

Integration ist ein veraltetes Wort. Die Hälfte der Wiener Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund. Integration war gestern.

Grüne Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (29.05.2015) in der Tageszeitung „Die Presse“

Weiterführende Links und Quellen

Daten der Stadt Wien: https://www.wien.gv.at/menschen/integration/daten-fakten/bevoelkerung-migration.html //

Kulturkampf im Klassenzimmer: Wie der Islam die Schulen verändert. Bericht einer Lehrerin

Die Habsburgermonarchie 1848-1918 / Band III/1: Die Völker des Reiches 1. Teilband: Die Volker Des Reiches 1. Teilband

https://www.derstandard.at/story/2000118302002/erneut-angriff-grauer-woelfe-auf-kurdische-demo-in-wien

https://www.integrationsfonds.at/mediathek/mediathek-publikationen/publikation/wien-l-zahlen-daten-und-fakten-4428

https://www.diepresse.com/4593929/49-prozent-der-wiener-haben-migrationshintergrund

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200618_OTS0091/wien-ueber-die-haelfte-der-schuelerinnen-sprechen-andere-umgangssprache-als-deutsch

https://www.diepresse.com/4742644/maria-vassilakou-integration-war-gestern

https://www.familienberatung.gv.at/start/wie-kann-integration-in-der-schule-stattfinden-alternativen-zur-auslaenderklasse/

https://www.derstandard.at/story/2254816/auslaenderanteil-an-schulen-in-wien

https://www.krone.at/2179983

https://www.wien.gv.at/menschen/integration/pdf/daten-fakten-migrantinnen.pdf

https://www.derstandard.at/story/2000017551570/geburtenrate-bei-migrantinnen-und-musliminnen-sinkt

https://www.profil.at/oesterreich/wien-mythos-durchmischung-8945724